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Aus Lehr- und Ausbildungsplan für Fachlehrkräfte

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Schulpädagogik

11.152 Byte hinzugefügt, 07:38, 21. Aug. 2019
4.5 Projektunterricht
===4.5 Projektunterricht===
John Dewey als „Vater des Projekts“ hat das Projekt genau beschrieben.
 
Vor allem zwei Aspekte stehen im Mittelpunkt: Freiheit und soziales Handeln.
 
 
* ''John Dewey (1859 – 1952): Projekt''
 
- Überlegtes und geplantes Handeln hat höheren Wert als bloßes intellektuelles Erkennen
 
- Theoretischer Unterricht folgt der vorangegangenen Praxis
 
- Junge Menschen sollen aus dem tätigen Leben lernen, nicht aus Büchern
 
- Freiheit, Initiative und Selbstständigkeit entwickeln
 
- Unterricht und Erziehung sind mit gesellschaftlichen Aufgaben verwoben
 
- Demokratie und Erziehung gehören zusammen
 
- Schüler sollen gesellschaftliche Erfahrungen machen und zum Fortschreiten der Gesellschaft beitragen
 
 
* ''Projekt (Meyer, Hilbert; 1987)''
 
„Ein Projekt stellt den von Lehrern, Schülern, Eltern, Experten usw. gemeinsam unternommenen Versuch dar, Leben, Lernen und Arbeiten derart zu verbinden, dass ein gesellschaftlich relevantes, zugleich den individuellen Bedürfnissen und Interessen der Lehrer und Schüler entsprechendes Thema oder Problem innerhalb und außerhalb des Klassenzimmers aufgearbeitet werden kann. Der Arbeits- und Lernprozess ist dabei ebenso wichtig'' wie das Handlungsergebnis oder Produkt, das am Ende des Projektes stehen soll.“''
 
 
 
 
(nach Gudjons, Herbert; 1986; Das Seminarbuch Band 1; 2013)
 
 
'''Merkmale des Projektunterrichts nach Gudjons (1997)'''
 
# ''Situationsbezug''
 
Die Lehrkraft prüft, ob der Situationsbezug für den Erwerb von Erfahrungen geeignet ist und nahe den bisherigen Erfahrungen der Schüler liegt, aber auch neu genug ist, um ein Problem darzustellen und dadurch eine Herausforde­rung zu bedeuten.
 
# ''Orientierung an den Interessen der Beteiligten''
 
Das Projektthema orientiert sich an den Interessen aller Beteiligten. Das heißt, die Verständigung über die Inte­ressen von Lehrer und Schüler ist notwendig, denn es ist ein Irrtum, zu meinen, dass alle Projektvorschläge nur von Schülern kommen dürften. Allerdings können nicht alle Beteiligten von Anfang an starkes Interesse am Projektthema haben, weshalb das Erwecken von Interesse ebenso zum Beginn eines Pro­jektprozesses gehört, wie die Tatsache, dass sich die Inte­ressen während des Projektprozesses verändern können.
 
# ''Selbstorganisation und Selbstverantwortung''
 
Die Schüler werden von der Lehrkraft zur Selbstorganisation und Selbstplanung ermutigt. Dies aber bedeutet nicht, dass sich die Lehrkraft gänzlich aus dem Planungsprozess zurück­ziehen. Ein Lehrer, der sich mit dem Ziel nicht identifiziert, kann bei auftretenden Problemen den Schülern nicht zur Seite stehen. Er braucht den Überblick, um weiterhelfen zu können. Die Schüler hingegen finden selbstständig Lösungswege und Lösungsstrategien, verwerfen Ansätze und gehen wie­derum neue Wege. Die Lehrkraft findet sich hier in der Rolle des Begleiters und Helfers wieder und hat die Verant­wortung für die Planung der Selbstplanung der Schüler. Sie bestimmt also nicht den einzig richtigen Weg vorab.
 
# ''Einbeziehen vieler Sinne''
 
Im Projektunterricht wird gemeinsam gearbeitet und über die Wirklichkeit nicht nur geredet, sondern diese handelnd unter Einbeziehung möglichst vieler Sinne gestaltet und erfahren. Die handlungsbezogene Ausei­nandersetzung mit der gewählten, problemhaltigen, lebensweltbezogenen Sachlage erfolgt durch das Miteinbeziehen des Kopfes, des Gefühls, der Hände, der Füße, der Augen, der Ohren, der Nase, des Mundes, der Zunge.
 
# ''Soziales Lernen''
 
Gerade durch die speziellen Kommunikationsformen, die besondere Art des Zusammenarbeitens und den Umgang in der Gruppe wird soziales Handeln gefördert und gestärkt. Die Beteiligten müssen sich innerhalb der Gruppe koordinieren, verschiedene Interessen und Stär­ken mit einbringen, aber auch aufeinander Rücksicht nehmen und können dadurch voneinander profitieren. Es wird voneinander und miteinander gelernt. Die zen­trale Aufgabe der Lehrkraft in diesem Prozess ist, offene und demokratische Umgangsformen zu ermöglichen und zu fördern.
 
# ''Produktorientierung''
 
Am Ende eines jeden Projektes steht ein Ergebnis, das für den Einzelnen wie für die Klasse wichtig, nütz­lich, wertvoll ist. Für den Projektunterricht wesentlich ist, dass die Resul­tate auch öffentlich gemacht werden, um der allgemei­nen Diskussion, Kenntnisnahme, Kritik, aber auch Beur­teilung zur Verfügung zu stehen. Gleichzeitig soll das Produkt dazu dienen, die erarbeitete Problemlösung an der Wirklichkeit zu überprüfen, zu schauen, ob das Aus­gangsziel erreicht wurde und ob die Ergebnisse entspre­chend vermittelt werden konnten. Die Produkte sind zumeist etwas Gegenständliches, sollen aber auch ein­schneidende Einstellungsänderungen bei Schülern mit sich bringen (z. B. dem Umweltschutzgedanken gegenüber).
 
Entscheidend ist aber letztlich nicht das Ergebnis, son­dern der Weg dahin, die Qualität des Prozesses, der zum Produkt geführt hat.
 
# ''Interdisziplinarität''
 
Im Projektunterricht werden Fächergrenzen überschrit­ten und aufgelöst. Ein Problem wird aus allen Sichtwin­keln, allen Fachgebieten betrachtet und Lösungsansätze werden aus verschiedenen Blickwinkeln gesucht.
 
'''Ziele der Projektarbeit''' (aus Kerstin Klein: Lernen mit Projekten, Verlag an der Ruhr 2008)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Aus Sicht der Kompetenzen geht es bei Projekten um die Kompetenzen, die im lehrergesteuerten Frontalunterricht zu kurz kommen – die Selbstkompetenz und die Sozialkompetenz.
 
 
 
'''Der Ablauf eines Projektes'''
 
Karl Frey hat in den 1980er Jahren ein Schema entwickelt, das die wesentlichen Phasen der Projektarbeit wiedergibt.
 
# ''Projektinitiative''
 
Am Anfang eines Projektes steht die Initiative. Sie kann vom Lehrer, von den Schülern oder von einem Außenstehenden ausgehen. Der Betreffende äußert eine Idee, teilt ein bemerkenswertes Erlebnis mit, trägt einen Betätigungswunsch vor oder skizziert ein Problem. Die Initiative richtet sich an die Lerngruppe und ist als Angebot verstanden. Ob daraus ein Projekt entsteht, entscheidet die Lerngruppe nach gründlicher Auseinandersetzung mit dem Vorschlag. Findet die Projektinitiative keine Zustimmung oder sieht die Gruppe zu große Schwierigkeiten für die Realisierung, wird das Vorhaben an dieser Stelle abgebrochen.
 
# ''Projektskizze''
 
Entscheidet sich die Gruppe dafür, die vorgeschlagene Thematik innerhalb eines Projektes zu bearbeiten, folgt die gemeinsame Erstellung einer Stoffsammlung, in die umso mehr Ideen einfließen können, je offener die Ausgangslage ist. Alle Beteiligten sollen zu Wort kommen und möglichst viele Aspekte sollen Berücksichtigung finden, ohne dass bereits eine Bewertung stattfindet.
 
# ''Projektplan''
 
Aus der vielfältigen Sammlung möglicher Aspekte wird ein Plan erstellt, der inhaltliche, methodische, zeitliche und organisatorische Gesichtspunkte umfasst. Es werden Gruppen gebildet, die sich für die Bearbeitung bestimmter Themenbereiche mit ausgesuchten Methoden entscheiden. Die zeitliche Struktur wird festgelegt und der Bedarf an Räumen, Materialien, Geräten und Werkzeugen wird abgeklärt.
 
# ''Projektdurchführung''
 
Während der Durchführungsphase arbeiten die Schüler in Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit weitgehend selbstständig, sodass der Lehrer die Funktion des Beraters (bei inhaltlichen, technischen oder gestalterischen Problemen), des Helfers (bei auftretenden Schwierigkeiten innerhalb des Gruppenprozesses) und des Koordinators (zum Beispiel bei der Bereitstellung von Materialen, bei der Raumverteilung oder anderen organisatorischen Notwendigkeiten) übernehmen kann.
 
# ''Projektabschluss''
 
Projekte sollen ein vorzeigbares Ergebnis erbringen, mit dem sich die Schüler identifizieren können. Die Präsentation der Einzelergebnisse bildet den Abschluss eines Projektes. Nicht immer kommen präsentierbare Resultate zustande; dann bildet eine gemeinsame Reflexion der Arbeit, bei der auch Erlebnisse und gewonnene Erkenntnisse thematisiert werden, den Abschluss des Projektes.
 
Wenn eine Präsentation stattfindet, erfährt das Projekt in inhaltlicher und in emotionaler Hinsicht eine pädagogisch bedeutsame Abrundung. Die Gruppen fassen ihre Arbeitsergebnisse zusammen und stellen sie einem mehr oder weniger großen Publikum vor. Dabei erkennen die Schüler den Stellenwert ihrer eigenen Tätigkeit innerhalb des gesamten Projektes und erleben als Gruppe, dass sie gemeinsam etwas geschaffen haben, worauf sie stolz sein können. Das positive Feedback der Zuschauer lässt sie das gesamte Projekt als Erfolgserlebnis wahrnehmen und ermöglicht ihnen Identifikation sowohl mit dem Arbeitsergebnis als auch mit der Gruppe.
 
# ''Meilensteine''
 
Der Ablauf eines Projektes ist in wesentlich größerem Maß als der reguläre Unterricht von Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit der Lernenden geprägt. Diese Tatsache kann für manche Schüler zu Verunsicherung führen und bewirken, dass sie sich zwischen den vielen möglichen Aktivitäten verzetteln. Deshalb sollte der Projektplan sogenannte Meilensteine enthalten, an denen die gesamte Gruppe zusammentrifft, um sich auszutauschen und sich zu vergewissern, dass der Zusammenhang der vielfältigen Arbeiten, inhaltlich und auch innerhalb des gemeinsamen Zeitplanes, noch gegeben ist. „Der Fixpunkt ist das Mittel gegen blinde Betriebsamkeit, Orientierungslosigkeit und fehlende Abstimmung zwischen einzelnen und Teilgruppen" (Frey, 1993, S.69).
 
# ''Metainteraktion''
 
Es ist ein wesentliches Merkmal der Projektmethode, dass Fragen der Zusammenarbeit ebenso thematisiert werden wie inhaltliche Aspekte. Der Projektplan sollte deshalb Phasen aufweisen, die ausschließlich der Reflexion des Umgangs miteinander dienen. Hier werden aufgetretene Probleme benannt und Konflikte zwischen Einzelnen oder Gruppen bearbeitet, aber auch Beispiele gelungener Kooperation vorgetragen. Diese Beschäftigung mit dem Beziehungsaspekt der gemeinsamen Arbeit bezeichnet Frey als Metainteraktion. „Die Metainteraktion trägt dazu bei, aus einfachem Tun bildendes Tun zu machen" (Frey, Karl (1993): Die Projektmethode, Beltz Verlag, Weinheim und Basel, S.69).                       
 
 
* '''Chancen und Herausforderungen projektartigen Lernens'''
 
''' '''
 
* - Einstellung und Verhaltensweisen werden bewusst.
* - Problematische Gruppenprozesse werden offensichtlich.
* - Der Lernprozess wird gemeinsam gestaltet.
* - Jeder Schüler leistet seinen Beitrag zum gemeinsamen Ziel.
* - Verantwortung sich selbst und den anderen gegenüber wird benötigt.
* - Kooperatives Verhalten wird geübt.
* - Das Artikulieren und Vertreten von Anliegen in sachlichen Diskussionen wird geübt.
* - Spannungen und Konflikte verlangen nach Lösungen.
* - Achtung und Anerkennung voreinander wachsen.
* - Arbeitsergebnisse müssen anderen zugänglich gemacht werden.
* - Die Lautstärke kann höher sein.
* - Starke Schüler drängen sich vor, schwache verstecken sich.
* - Andere Inhalte und Fächer werden zeitweilig vernachlässigt.
* - Die Bewertungskriterien müssen vorher geklärt worden sein.
 
(Das Seminarbuch, Band 1; 2013, S. 73)
 
===4.6 Phänomen- und problemorientiertes Lernen===
===4.7 Lehrgangsorientiertes Lernen===
Lehrplanmacher
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