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Aus Lehr- und Ausbildungsplan für Fachlehrkräfte

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Schulpädagogik

7.383 Byte hinzugefügt, 10:59, 19. Aug. 2019
3.5 Differenzierung/Individualisierung
===3.5 Differenzierung/Individualisierung===
<div style='text-align: left;'>''„Es gibt nichts Ungerechteres als die gleiche Behandlung von Ungleichem!“ (Herbart)''</div>
 
 
 ''Das Unterrichtsprinzip Differenzierung besagt, dass die Heterogenität der Schüler einer Lerngruppe, Klasse oder Schulen unterrichtsorganisatorisch berücksichtigt werden soll.''
 
 
<div style='text-align: left;'>'' ''</div>
 
<div style='text-align: left;'>'''Begriffsbestimmung:'''</div>
* lat. „differentia“: Verschiedenheit, Unterschied
* ''Äußere Differenzierung''':''''' schulorganisatorisch
 
 
<div style='text-align: left;'>       - Einteilung nach Schularten, dreigliedriges Schulsystem in Bayern</div>
 
<div style='text-align: left;'>       - Schüler innerhalb einer Schule werden zu Gruppen zusammengefasst (nach Leistung, Neigung, Geschlecht, Religionszugehörigkeit,                           Förderbedarf, sprachliche Fähigkeiten)</div>
* ''Innere Differenzierung (auch Binnendifferenzierung):'' unterrichtsorganisatorisch
 
 
<div style='text-align: left;'>        - Klassenverband bleibt erhalten, Schüler werden unter bestimmten Gesichtspunkten innerhalb des Unterrichts neu gruppiert</div>
 
 
* ''Individualisierung: höchste Form der Differenzierung''
 
 
<div style='text-align: left;'>''        - ''Förderung einzelner Schüler</div>
 
 
 
<div style='text-align: left;'>'''Psychologische Begründung:'''</div>
 
<div style='text-align: left;'>Persönlichkeits- und Entwicklungspsychologie:</div>
* Genetik
* körperliche Verfassung
* kulturelle und soziale Prägung der Eltern
* Lebenssituation
* Schulerfahrung
 
 
<div style='text-align: left;'>Lernpsychologie:</div>
* Lerntyp (auditiv, visuell, haptisch, intellektuell)
 
 
<div style='text-align: left;'>''' '''</div>
 
<div style='text-align: left;'>'''Pädagogische Begründung:'''</div>
* ''Johann Friedrich Herbart'':
 
 
<div style='text-align: left;'>   „Die Verschiedenheit der Köpfe ist das große Hindernis aller Schulbildung“.</div>
 
<div style='text-align: left;'>   Es sei ein „Grundfehler“, dies nicht zu beachten und „alles nach einer Schnur zu hobeln“. Bereits zu Beginn des 19. Jh. forderte er        </div>
 
<div style='text-align: left;'>   Zusatzunterricht für schwache Schüler.</div>
* ''Reformpädagogik (1890 -1933):''
 
 
<div style='text-align: left;'>   Differenzierung und Individualisierung sind Grundpfeiler der reformpädagogischen Schulen.</div>
 
 
 
<div style='text-align: left;'>'''Soziologisch- gesellschaftliche Begründung:'''</div>
* Demokratische Gesellschaft: Jeder hat das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit. (GG)
* Herausforderung durch Migration und Fluchtbewegung; sprachliche und kulturelle Heterogenität nimmt zu.
 
 
 
 
<div style='text-align: left;'>'''Möglichkeiten bei der Umsetzung im Unterricht:'''</div>
* Der Lehrer passt im Idealfall seine Planungen…
 
… der ''Situation der Klasse'' an.
 
     (Leistungsniveau, Sozialverhalten, „Klassengeist“, Ermüdungserscheinungen, Stimmungslage, Konzentrationsfähigkeit, Leistungskurve, usw.)
 
… dem ''einzelnen Schüler'' an.
 
      (Motivationsniveau, Interessen, Neigungen, Versagensangst, sprachliche Voraussetzung, usw.)
 
 
* '''Differenzierung '''nach
 
- ''Schwierigkeitsgrad:'' Die Schüler erhalten unterschiedlich schwierige Aufgaben zur Auswahl oder die Aufgaben werden ihnen nach ihrem Kompetenzstand zugewiesen. Schwache Schüler arbeiten mit einfachen Aufgaben, gute Schüler suchen selbstständig Lösungen.
 
- ''Umfang:'' Schüler, die sich nicht lange konzentrieren können erhalten kürzere und weniger Aufgaben als ausdauernde Schüler
 
- ''Arbeitstempo:'' Hier wird den schnellen Schülern Zusatzmaterial zur Vertiefung und Erweiterung angeboten, das über den von allen zu erreichenden Lernstand hinausgeht.
 
- ''Interesse:'' Die Schüler erhalten mehrere, vielleicht sogar geschlechtsspezifische, Auswahlangebote. Jungen sind mehr aktions- und technikinteressiert, während Mädchen mehr sprach- und gemeinschaftsorientiert sind. Jungen probieren gerne spielerisch aus, Mädchen bevorzugen klare Anleitungen.
 
- ''Sozialformen:'' Schüler finden sich nach Themen und Interessen oder nach Sympathie in Gruppen zusammen. Die Auflösung von Klassen in selbständig kooperierende Teams ist eine weitere Antwort auf die zunehmende Heterogenität und einfacher zu realisieren als individuelle Förderung. Partnerarbeit ermöglicht, dass sich Schüler gegenseitig kontrollieren und ergänzen.
 
 
* '''Individualisierung'''
 
- Offene Unterrichtsformen bieten ein Höchstmaß an Individualisierung: Freiarbeit, Wochenplanarbeit, Projektarbeit, Stationenlernen, usw…
 
- Einsatz der Sozialformen: Einzelarbeit (Stillarbeit), Partnerarbeit und Gruppenarbeit erlauben vielfältige Möglichkeiten Kindern individuelles Lernen zu ermöglichen. Die Formen sind auch kombinierbar – die guten Schüler lernen in Einzelarbeit, die schwachen kommen vor zum Lehrerpult und üben mit dem Lehrer.
 
- Schüler halten Referate zu Themen, die sie interessieren.
 
- Computereinsatz: Die Arbeit mit Lernprogrammen ist immer individuell.
 
- Schüler unterrichten Schüler: Das gegenseitige Tutoring fördert beide Seiten und entwickelt die Sozialkompetenz – auch der gute Schüler lernt dazu, wenn er Hilfestellung gibt.
 
- Planungsbeteiligung: Schüler in Schweden sind in hohem Maß an Planungen der schulischen Arbeit beteiligt. Diese Einflussnahme wirkt lern­motivierend. Sie ist Ausdruck eines echten Respekts der Erwachse­nen gegenüber der Persönlichkeit der Kinder und Jugendlichen und der Verantwortung für ihre individuelle Entwicklung.
 
- Alle, gerade auch die leistungsschwächeren Schüler, werden angehalten, ihren individuellen Lernfortschritt zu reflektieren (= Metakognition).
 
- Schüler mit Problemen können eine „Auszeit" nehmen und B. in eine im Klassenraum befindliche, aber abgeschirmte „Konzentrationsinsel" gehen.
 
- Zusatzangebote über Bücher, Zeitschriften und Lernspiele in einer gut sortierten Bibliothek bieten weitere Anregungen
 
 
<div style='text-align: left;'>''' '''</div>
 
<div style='text-align: left;'>'''Grenzen bei der Umsetzung im Unterricht:'''</div>
* ''Didaktische Probleme:''
 
 
<div style='text-align: left;'>       Aufteilung in Grundwissen, das alle erwerben sollen, und Zusatzwissen, das den leistungsstärkeren Schülern angeboten wird, ist sehr                        schwierig</div>
* ''Organisatorische Probleme: ''
 
 
<div style='text-align: left;'>        Hoher Aufwand bei Vorbereitung und Durchführung; Grenzen bei Arbeitsmaterial, Räumlichkeiten, Lernzei</div>
* ''Diagnostische Probleme:''
 
 
<div style='text-align: left;'>        Lehrer benötigt detaillierte Kenntnisse über Lernentwicklung und Lernumfeld; diagnostische Kompetenz</div>
* ''Motivationale Probleme:''
 
 
<div style='text-align: left;'>        Leistungsschwache und langsam lernende Schüler profitieren von homogenen Lerngruppen weniger; Zuweisung von Schülern in Kurse von           unterem Niveau führt zu negativem Selbstbild</div>
* ''Probleme bei der Leistungsbeurteilung: ''
 
 
<div style='text-align: left;'>         Schwierigkeiten bei der Festlegung von Einzelleistungen und bei der Vergleichbarkeit der Leistungsbeurteilungen; Problem der Definition              des Schulabschlusses bei Individualisierung</div>
===3.6 Veranschaulichung===
Lehrplanmacher
75
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