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Schulpädagogik

5.247 Byte hinzugefügt, 10:41, 19. Aug. 2019
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* Unterrichtsprinzipien
 
===3.4 Zielorientierung===
 
===3.5 Differenzierung/Individualisierung===
 
===3.6 Veranschaulichung===
''Das ''''Unterrichtsprinzip Veranschaulichung fordert, Lerninhalte so aufzubereiten, dass sich Schüler über Sinneseindrücke eine genaue Vorstellung und eine sachgemäße Kenntnis davon verschaffen können.''
 
'' ''
 
 
<div style='text-align: left;'>'''Begriffsbestimmung:'''</div>
 
<div style='text-align: left;'>Einen Gegenstand oder Sachverhalt veranschaulichen</div>
 
<div style='text-align: left;'>- ihn durch ein mediales Arrangement sinnlich wahrnehmbar zu machen (visuell, haptisch, auditiv, olfaktorisch, gustatorisch)</div>
 
<div style='text-align: left;'>- über die äußere Anschauung beim Schüler eine innere Anschauung ermöglichen</div>
 
 
* Äußere Anschauung: Sinnliche Wahrnehmung des Gegenstandes
* Innere Anschauung: Inneres Befassen mit dem Gegenstand oder Sachverhalt  (Ziel: klare innere Vorstellung, kognitive Durchdringung)
 
 
 
 
<div style='text-align: left;'>'''Psychologische Begründung:'''</div>
* Lernpsychologie: ”Theorie der doppelten Kodierung“ (Lernstoff so aufbereiten, dass er beide Gehirnhälften betrifft)
 
* Gedächtnispsychologie: Anschauung verbessert das Behalten.
* Motivationspsychologie: Einbeziehung aller Sinne verstärkt Motivation.
* Kognitionspsychologie: Stufe des konkret-anschaulichen Denkens (Piaget)
 
 
 
 
<div style='text-align: left;'>'''Pädagogische Begründung:'''</div>
* ''Comenius'' bereits Unterrichtsprinzip Veranschaulichung in seinem Buch „Didactica magna“ (1657):
 
 
<div style='text-align: left;'>''        „Es ist nichts im Verstand, was nicht vorher in den Sinnen gewesen ist.“''</div>
* ''Pestalozzi''in der Schrift „Wie Gertrud ihre Kinder lehrt“ (1801):
 
 
<div style='text-align: left;'>       „Die Anschauung ist das absolute Fundament aller Erkenntnisse.“</div>
* Die ''Reformpädagogik'' fordert, dass Unterricht grundsätzlich von der ''Erfahrungswelt der Kinder ausgehen ''muss.
 
 
 
<div style='text-align: left;'>'''Soziologisch-gesellschaftliche Begründung: '''</div>
* Die heutige Gesellschaft kann als digitalisierte Gesellschaft bezeichnet werden.
* Computerspiele/-programme, Multimedia, Internet, MP3-Player, Smartphone, Communities usw. beherrschen die Informations- und Kommunikationskultur der jungen Generation.
* Veränderung der Arbeitswelt
* Nutzung des Internets
 
        - flexibel abrufbare Informationen
 
        - selbstbestimmtes Lernen und autonomer Wissenserwerb
 
        - Orientierung bei persönlichen Problemen hinsichtlich der politischen Sozialisation, in moralischen Fragen wie zu Sexualität, Delinquenz            usw.
 
        - Unterhaltung und Entspannung
 
        - Herstellen von Sozialprestige durch „Freunde“
 
        - Selbstdarstellung über die Eingabe und den Austausch von persönlichen Informationen, Bildern, Gedanken und Gefühlen
 
         - Identitätsfindung auf spielerische, erprobende und kommunikative Weise mit Gleichaltrigen
 
         - Ersatz für direkte Kommunikation und zwischenmenschliche Kontakte
 
         - Füllen von freier Zeit und Möglichkeit zur Realitätsflucht
 
* Informationsaufnahmeverhalten der Kinder und Jugendlichen wird bei Medienrezeption beeinflusst: schneller Effekt- und Bildwechsel, Zappen durch Fernsehprogramme, lockere Unverbindlichkeit von Meinungsäußerungen im Internet und mittels Handy. Dies bleibt nicht ohne Folgen für die Erwartungen der Schüler an eine interessante Vermittlung von Informationen und für ihre sachbezogene Konzentrationsbereitschaft.
 
 
 
 
<div style='text-align: left;'>'''Möglichkeiten der Umsetzung im Unterricht: '''</div>
# Veranschaulichung als Motivationshilfe
# Veranschaulichung als Erkenntnis- und Verstehenshilfe
# Veranschaulichung als Behaltenshilfe
# Veranschaulichung als Hilfe bei der Wahrnehmungsschulung
# Veranschaulichung als Baustein der Medienerziehung
 
 
<div style='text-align: left;'>        (Wiater, Werner: Unterrichtsprinzipien. 2018. S.72)</div>
 
<div style='text-align: left;'>''' '''</div>
 
<div style='text-align: left;'>'''Grenzen der Umsetzung im Unterricht: '''</div>
 
<div style='text-align: left;'>Dieses Unterrichtsprinzip verfehlt seinen Zweck, wenn…</div>
 
<div style='text-align: left;'>… die Veranschaulichungsform nicht schülergemäß ist.</div>
 
<div style='text-align: left;'>… Veranschaulichung nicht dem Lerngegenstand entspricht.</div>
 
<div style='text-align: left;'>… Schüler in passive, nur rezeptive Konsumhaltung gedrängt werden.</div>
 
<div style='text-align: left;'>… Schüler durch Veranschaulichung fertige Lösungen anstatt Zugänge bekommen.</div>
 
<div style='text-align: left;'>… ein Überangebot und Übersättigung von Veranschaulichungsmitteln eintritt.</div>
 
<div style='text-align: left;'>… bei der Unterrichtsplanung nicht die außerschulischen Mediennutzungsstile berücksichtigt werden.</div>
 
<div style='text-align: left;'>… die Internetrecherche der Schüler nicht vorstrukturiert und der Suchauftrag präzise eingegrenzt ist.</div>
 
<div style='text-align: left;'>… die Schüler das Internet nicht zielgerichtet einsetzen und auf andere Seiten gehen.</div>
 
<div style='text-align: left;'>… die anfängliche Motivation der Schüler der Gewöhnung gewichen ist.</div>
 
 
===3.7 Schüleraktivierung/Selbsttätigkeit===
''Das Unterrichtsprinzip Selbsttätigkeit besagt, dass Schülern Gelegenheit gegeben werden soll, einen Sachverhalt mit Hilfe ihrer individuellen Lern- und Handlungsmöglichkeiten zu bearbeiten, damit sie dabei ihre Selbstständigkeit, Selbstbestimmung und Selbstidentität entwickeln können. ''
<div style='"text-align: left;'">'''Begriffsbestimmung:'''</div>
* '''Selbst''' = Ich- und Personenkern des Menschen, Drang zur Weiterentwicklung
* '''Tätigkeit '''= manuelles Tun, auch kognitive, sinnliche, emotionale, schöpferische, produktive, meditative, rezeptive Aktivität
<div style='text-align: left;'>''' '''</div>
<div style="text-align: left;">''' '''</div><div style="text-align: left;'">'''Anthropologische Begründung:'''</div>
Es liegt in der Natur des Menschen, von Geburt an aktiv zu sein und die Welt zu erkunden. Welchen unglaublichen Aktivitätsdrang wir dabei entfalten, können angestrengte Mütter bestätigen, vor deren einjährigen Kindern keine Schublade sicher ist wie alles andere was sich öffnen lässt. Wenn Menschen ihren natürlichen Aktivitätsdrang verlieren, liegt eine Störung vor.
<div style='"text-align: left;'">'''Psychologische Begründung:'''</div>
* Der Konstruktivismus und die Kognitionspsychologie sehen Lernen als einen aktiven, konstruktiven, selbst organisierten, selbst kontrollierten Prozess, der nur über Selbsttätigkeit in Gang kommen kann.
* Der Schweizer Kognitionspsychologe Hans Aebli lehrt: Im praktischen Tun liegt der Ursprung allen Denkens, denn Denken geht aus dem Handeln hervor. Dem Begreifen geht das Greifen (mit den Händen) voraus. Entscheidend für das Verstehen ist jedoch, dass die Handlungen auch versprachlicht werden! Lehrer sollen also ihre Schüler auch in den praktischen Fächern immer dazu anhalten zu erklären was sie gerade tun.
 <div style='"text-align: left;'">'''Pädagogische Begründung: '''</div>
* Betonung der Selbsttätigkeit als Grundsatz von Erziehung und Unterricht seit Comenius („Ich bin auf der Suche nach einer Methode, bei der die Lehrer weniger lehren und die Schüler mehr lernen.“)
* John Dewey’s Erziehungsphilosophie folgt dem Prinzip: „learning by doing" – Lernen durch Handeln in einem problemorientierten Unterricht. In Deweys Schule wird beim Thema „Wie funktioniert ein Motor?“ ein echter Motor von den Schülern auseinander- und wieder zusammengebaut. Dabei lernen die Schüler die Bestandteile des Motors, seinen Aufbau und seine Funktionsweise.
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