Kunst

Aus Lehr- und Ausbildungsplan für Fachlehrkräfte

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Vorwort

Im Fach Kunst, das sich in die Bereiche Kunstgeschichte/Werkanalyse, Bildnerische Praxis Fläche, Bildnerische Praxis Raum sowie Visuelle Medien, Gestaltete Umwelt und Spiel gliedert, lernen die Studierenden in zunehmend vertiefter Weise, sich sowohl produktiv als auch rezeptiv mit den vielfältigen Ausdrucksformen der bildenden Kunst auseinanderzusetzen.
Exemplarisch werden ihnen erfahrungsorientiert Gestaltungs- und Wirkprinzipien aus der bildenden und angewandten Kunst in ihren konzeptuellen und kulturellen Bezügen von den Anfängen bis zur Gegenwart nahegebracht. Grundlagen der Ästhetischen Bildung wie die Wahrnehmungs- und Empfindungsfähigkeit werden in kooperativen und kommunikativen Unterrichtsformen gefördert. Außerdem werden Einblicke in die Entwicklung der Kinder- und Jugendzeichnung gegeben.
Besonderes Augenmerk wird auf die Möglichkeiten der digitalen Bildbearbeitung auf der einen Seite und auf sinnliche Material- und Naturerfahrung auf der anderen Seite gelegt, um die Studierenden für ihre künftige Aufgabe zu befähigen, Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg als Grenzgänger zwischen realer und virtueller Welt zu begleiten.

Kompetenzstrukturmodell



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Prozessorientierte Kompetenzen

  • wahrnehmen und imaginieren
    Die Studierenden werden dazu befähigt, die visuell erfahrbare Welt bewusst und differenziert wahrzunehmen, sowie diese präzise zu beschreiben. Sie entwickeln eigene bildhafte Vorstellungen und individuelle Ideen.

  • analysieren, deuten, transferieren und werten
    In der Auseinandersetzung mit wahrnehmbaren Objekten und Situationen unserer Umwelt, selbst geschaffenen Arbeiten wie auch Werken der Kunstgeschichte analysieren die Studierenden mit adäquaten Methoden Formen und Inhalte. Die Studierenden wenden fachspezifische Analysemethoden an, mit denen Form und Inhalt eines Werkes erschlossen werden. Sie begreifen das Deuten von Bildwerken als ein Zusammenspiel von objektiven Faktoren aus der Bildanalyse und subjektiven Auffassungen, die verschiedene Interpretationsansätze zulassen. Die Studierenden werden befähigt, aus unterschiedlichen exemplarisch vermittelten Inhalten Wissensbausteine auf andere Bereiche zu transferieren. Sie gelangen zu einer fundierten Meinung und können ihre Urteile auf konstruktive Weise begründen.

  • kommunizieren und gestalten
    Die Studierenden werden sich der Prinzipien der visuellen Kommunikation bewusst. Diese erfolgt sowohl rezeptiv in der reflektierten Auseinandersetzung mit Kunstwerken durch genaues Betrachten, Beschreiben und durch Erschließen derer grundsätzlichen Deutungsvielfalt, als auch produktiv und adressatenorientiert in der bewussten Gestaltung eines eigenständigen, originären Werkes mit bildnerisch adäquaten Mitteln.


Gegenstands- und Lernbereiche

Kunstgeschichte / Werkanalyse (180 Stunden)

Die Studierenden erfahren im Bereich Kunstgeschichte einen Überblick über die abendländische Kunst sowie über außereuropäische Einflüsse. Sie lernen in Werkanalysen Kunstwerke kritisch zu betrachten und zu vergleichen, sowie die Gegenwart aus der Vergangenheit heraus zu verstehen, kritisch zu bewerten und auf dieser Basis mit den gemachten Erfahrungen neue kreative Prozesse anzustoßen.
Die Studierenden bedienen sich dabei zeitgemäßer Methoden der Wissensaneignung. Die angebotene Vielfalt der Erschließungsmöglichkeiten erproben, reflektieren und bewerten sie, auch hinsichtlich ihrer Anwendbarkeit im Unterrichtsalltag.
Die Studierenden lernen die Aussagen und Inhalte kennen, die Kunstwerke vermitteln können, und werden für die Gefahr der Instrumentalisierung von Kunst sensibilisiert. Sie erkennen bestehende Korrelationen zwischen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und kunstgeschichtlichen Ausdrucksformen.

  • Kultur- und kunstgeschichtliche Zeitorientierung
    Epochen und Formenkunde von den Anfängen bis zur Gegenwart
    Kultur- und geistesgeschichtliche Bedingungsfaktoren wie Weltbilder, Sozialgeschichte, gesellschaftliche Aspekte, Kunsttheorien

  • Methoden der Werkanalyse
    Ikonologie, Hermeneutik, Semiotik
    Gegenüberstellung  sowie vergleichende Betrachtung epochenbezogener, themenbezogener und personenbezogener Gestaltungskonzepte

  • Spezifische Gestaltungsgesetze
    Flächenlogisches Gestalten, raumillusionistische Ansätze, Dimensionen der Farbe, Kompositionskonzepte - Kontraste, Statik und Dynamik, Bedeutungsperspektive

  • Deutungsebenen
    Bildzeichen und Bildbedeutung
    Manipulation durch Bilder analog und digital
    Visuelle Kommunikation

  • Präsentationsbedingungen
    Museum und Museumspädagogik, Ausstellungsräume und -konzepte, Wahrnehmungsbedingungen von Objekt und Umraum, mediale Präsentationsmöglichkeiten

Grafik und Druckgrafik (180 Stunden)

Dieser Lernbereich reicht von der Zeichnung als Erkenntnismethode über die unterschiedlichen Zeichenmittel hin zu raumillusionistischen Darstellungsformen, Typografie sowie experimentellen Ausdrucksformen bis zur druckgraphischen Praxis des Hoch-, Sieb- und Tiefdrucks.

  • Formen der Zeichnung
    Zeichnen als Erkenntnismethode (Skizze, Studie, Explosionszeichnung)                                                                                                                         Sachzeichnung, Naturstudium, Gestisches Zeichnen

  • Unterschiedliche Zeichenmittel / Zeichenträger

  • Zeichenkonzepte
    Eigenwert und Darstellungswert der Linie, Linie als Ausdruckmittel,
    Figur-Grund-Bezug, Positiv-Negativ-Formulierungen
    Kontur, Umriss, Binnenzeichnung                                                                                                                                                                                                                Struktur, Textur, Ornament                                                                                                                                                                                                                                Schraffur, Hell-Dunkel in der Zeichnung, Räumlichkeit durch Modulation

  • Raumillusionistische Konzepte
    Raumbezüge, Überschneidungen, Perspektiven

  • Bildkompositionen

  • Ideogramm, Piktogramm, Symbol

  • Grundlagen der Schriftgestaltung, Typografie

  • Drucktechniken
    Experimentelle Verfahren (Monotypie, Stempeldruck, Schablonendruck)
    Klassische Druckverfahren mit schulrelevanten Technikvarianten
    Hochdruck  (Holzschnitt, Linolschnitt, Materialdruck) Tiefdruck (Radierung), Siebdruck
    Sicherheit (Umgang mit Werkzeugen und Farben)


Farbe (180 Stunden)

Die Studierenden werden für die Wahrnehmung  des Phänomens Farbe und das Erzeugen von Farbwirkungen sensibilisiert und erlangen grundlegende Kenntnisse in der Farbenlehre. Eine breite Palette von handwerklichen Techniken bildet die Basis für die Praxis.

  • Licht, Farbe und Wahrnehmung
    Physikalische Grundlagen, Körperfarben und Spektralfarben, additive und subtraktive Farbmischung

  • Physiologische und psychologische Farbwirkungen

  • Farbenlehren und Farbordnungssysteme
    Farbkontraste, Gegenstandsfarbe, Eigenwert und Darstellungswert der Farbe, expressive Farbe und autonome Farbe

  • Werktechnische Verfahren
    Material und Eigenschaften - Pigment, Bindemittel, Bildträger, Sicherheit
    Werkverfahren - malen, drucken, spritzen, tauchen, spachteln, reiben, collagieren, montieren
    Farbskizze, Farbstudie, Farbentwurf, Farbkonzepte
    Raumillusionistische Wirkungen von Farbe


Plastisches Gestalten (120 Stunden)

Der Lernbereich Plastisches Gestalten beinhaltet sowohl die körper-raumbezogene Formgebung mit ihren Gestaltungsfaktoren und Verfahrenstechniken als auch raumumfassende Konzepte. Produktion und Reflexion, auch hinsichtlich der Präsentations- und Wahrnehmungsbedingungen, ergänzen sich. Materialerfahrungen und Bearbeitungstechniken aus dem Bereich Werken unterstützen dabei den bildnerischen Prozess.

  • Material und Verfahrenstechniken
    Plastik - additiv
    Skulptur - subtraktiv
    Objekt - experimentell

  • Sicherheit und Werkzeugkunde

  • Formgebung
    Masse, Hülle, Transparenz
    Proportion
    Tektonik, Konstruktion

  • Formelemente
    Geometrische Formelemente
    Organische Formelemente
    Teilform, Gesamtform, Schichtung, Vernetzung, Verspannung

  • Gestaltungsfaktoren und Komposition
    Textur, Faktur 
    Achsen, Statik, Dynamik, Reihung
    Ponderation, Balance, Gewichtungen
    Kontraste (aktiv-passiv, konvex-konkav, positiv-negativ)
    Dimensionalität (monumental - miniaturhaft)
    Transformation

  • Mögliche Praxisfelder
    Vollplastik,  Relief, Objektkunst, Installation, Assemblage
    Kinetische Objekte
    Schmuck

  • Präsentations- und Wahrnehmungsbedingungen
    Standortwahl und Standortbedingungen, Umraum, Raumkorrespondenz


Visuelle Medien (60 Stunden)

In diesem Gestaltungsfeld, das inhaltlich im Zusammenhang mit der Informationstechnik steht, werden technisch-digitale und ästhetische Aspekte der Bildgestaltung miteinander verknüpft. Die Studierenden lernen die spezifischen digitalen Programme anzuwenden, kreativ damit Medien zu gestalten und Ergebnisse zu reflektieren. Dabei liegt besonderes Augenmerk auf den Manipulationsmöglichkeiten durch visuelle Medien.

  • Visuelle Kommunikation
    Bildzeichen und Bildbedeutung
    Manipulation durch Bilder
    Mediale Bedingungsfaktoren
    Kommunikationsziel und Bildproduktion
    Rezeptionsbedingungen als Gestaltungsfaktor

  • Gestaltungsformen
    Bildnerische Mittel
    Original und Reproduktion
    Manipulation von Bildern - Montage und Bildbearbeitungsformen

  • Technischer Aspekt
    Programme der Bilderstellung bzw. - bearbeitung (vektor- und pixelbasierte Bildbearbeitungssoftware, Dateiarten)
    Programme der Filmerstellung bzw. - bearbeitung (Skript, Drehbuch, Animationen, Dateiarten)
    Programme für Layout (Plakat, Zeitung, Kalendergestaltung)

  • Gestalterischer Aspekt
    Schrift und Bild, Layout
    Bildgestaltung - Farbe, Komposition, Kontraste und ihre Wirkung
    Formate (Totale, Halbtotale, Nahaufnahme, Detailaufnahme, Frontal-, Frosch- und Vogelperspektive) 

  • Mögliche Praxisfelder
    Plakat, Zeitung, Printbild, Comic, Film, Video, Trickfilm, animierte Grafik, Werbespot, Computerspiel, Fotografie
    digitalisierte Bildwelten - virtuelle Realität 


Gestaltete Umwelt (60 Stunden)

Der Bereich Gestaltete Umwelt ist auf vielfältige Weise mit den anderen Gegenstandsbereichen verknüpft und beinhaltet nach ästhetischen Grundsätzen gestaltete Produkte und Räume sowie visuelle Medien. Die Studierenden erschließen sich in eigener Gestaltung sowie in reflektierter Rezeption vorwiegend zweckorientiert geprägte Formen bildnerischer Gestaltung wie Architektur, Produktdesign oder Werbung, denen sie in ihrer Alltagswelt und im Naturraum begegnen.

  • Produktgestaltung
    Gegenstand - Form - Funktion
    Kleidung, Gebrauchsgegenstand, Schmuck, Möbel, Gefäß, Werkzeug

Entwurf und Gestaltung von Gesellschaftsspielen

  • Raum - Landschaft und Architektur
    Kulturlandschaft, Land Art, Gartengestaltung
    Städtebau, Bauten und ihre Funktionen
    Gestaltung auch in Hinblick auf örtliche Gegebenheiten

Spiel (60 Stunden)

Der Lernbereich Spiel führt in die Grundlagen des performativen Handelns ein. Das aktive, kreative Erarbeiten und Gestalten von verschiedenen spielerischen Elementen steht dabei im Vordergrund. Die Studierenden erproben verschiedene Darstellungsformen und setzen grundlegende personale sowie theatrale Gestaltungsmittel ein. Auch zu Film und Video mit ihrer spezifischen Ästhetik werden Zugänge eröffnet. Durch praktische Erfahrungen in der Spielleitung und dem gestalterischen Inszenieren von unterschiedlichen Spielformen erwerben die Studierenden Erfahrungen, die für den Kunstunterricht an der Schule relevant sind.

  • Personales Spiel, figurales Spiel, technisch-mediales Spiel
    Mimik, Gestik, Sprache, Pantomime, Tanz, Musik
    Schauspiel, Schattenspiel, Maskenspiel, Puppenspiel, Film

  • Spielausstattung
    Maske, Kostüm
    Bühnenraum und Bühnenbild, Beleuchtung, Akustik, Bildprojektion

  • Künstlerische Formen
    Happening, Aktionskunst, Videokunst, Performance 
    Akteur - Publikum - Interaktion