Erziehungswissenschaften: Unterschied zwischen den Versionen
Aus Lehr- und Ausbildungsplan für Fachlehrkräfte
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Version vom 15. März 2022, 12:21 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Die erziehungswissenschaftlichen Fächer Pädagogik, Schulpädagogik und Psychologie bilden neben der Fachausbildung und der Fachdidaktik ein zentrales und verbindendes Element in der Fachlehrerausbildung mit dem Ziel, die zukünftige Lehrkraft zu befähigen, ihre erzieherischen und unterrichtlichen Aufgaben zu erfüllen. Durch die enge Verzahnung von Theorie und Praxis werden die Studierenden von Beginn an befähigt, theoretische Erkenntnisse in der Unterrichtspraxis zu erproben und somit eine eigene Lehrerpersönlichkeit zu entwickeln. Die Berücksichtigung aktueller bildungspolitischer und gesellschaftlicher Aspekte trägt dazu bei, herausfordernde Unterrichtssituationen kompetent zu bewältigen.
Kompetenzstrukturmodell
Prozessbezogene Kompetenzen
- beschreiben, erklären, erläutern
Die Studierenden beschreiben und erklären erziehungswissenschaftliche Modelle und Theorien, auf deren Basis sie unterrichtliche Zusammenhänge erläutern. - analysieren, reflektieren, bewerten
Auf der Grundlage der Analyse und Reflexion von Erziehungs-, Lehr- und Lernprozessen werden diese von den Studierenden bewertet. - transferieren, begründen, anwenden
Die Studierenden vernetzen Erkenntnisse der Erziehungswissenschaften und transferieren diese in die Schulpraxis. Sie begründen ihr pädagogisch-didaktisches Vorgehen und erweitern ihr erzieherisch-unterrichtliches Handlungsrepertoire.
Gegenstands- und Lernbereiche
Schulpädagogik (180 Stunden)
Schulpädagogik bildet gemeinsam mit den Fächern Pädagogik und Psychologie den Kanon der Erziehungswissenschaften in der Ausbildung von Fachlehrkräften. Die Studierenden erarbeiten sich schulpädagogische Grundbegriffe und erwerben Kenntnisse sowie Einsichten zur Planung, Umsetzung und Weiterentwicklung des eigenen Unterrichts. Insofern kommt dem Fach sowohl bezüglich der Fachdidaktik als auch der Schulpraxis eine Orientierungsfunktion zu.
- Einführung in das Fach Schulpädagogik
Einordnung in die Erziehungswissenschaften
Bedeutung des Faches Schulpädagogik - Theorie der Schule
Rechtliche Grundlagen für Erziehung und Bildung (Rechte und Pflichten einer Fachlehrkraft, Gesetze, Verordnungen, amtliche Lehrpläne, Stundentafeln, Aufbau des bayerischen Schulsystems)
Funktionen der Schule
Schulentwicklung im Wandel der Zeit
Reformpädagogik (Einführung, Geschichte, Vertreter)
Schule im internationalen Vergleich - Didaktische Modelle
Bildungstheoretisches Modell
Lerntheoretisches Modell
Konstruktivistisches Modell - Unterrichtsprinzipien
Sachorientierung
Schülerorientierung
Ziel-/Handlungsorientierung
Differenzierung/Individualisierung/Inklusion
Veranschaulichung
Schüleraktivierung/Selbsttätigkeit
Sicherung des Lernerfolgs
Strukturierung
Sprachsensibler Unterricht - Grundbegriffe der Unterrichtsplanung
Lehrplanbezug
Sachanalyse
Situationsanalyse
Didaktische Analyse
Ziel- /Kompetenzorientierung
Methodische Analyse
Allgemeine Merkmale guten Unterrichts
Classroom Management
Feedback - Methodische Grundformen zwischen Instruktion und Konstruktion
Direkte Instruktion
Frontalunterricht
Lernen an Stationen
Kooperatives Lernen
Projektunterricht
Phänomen- und problemorientiertes Lernen
Lehrgangsorientiertes Lernen - Medieneinsatz im Unterricht
Medienkompetenz der Lehrkraft
Auswahlkriterien
Didaktische Funktionen - Sozialformen
Einzelarbeit
Partnerarbeit
Gruppenarbeit
Plenum - Leistungserhebung und Leistungsbewertung
Allgemeine Grundlagen
Bezugsnormen
Gütekriterien
Probleme
Alternative Formen - Analyse des Unterrichts
Praktikumsbegleitung
Unterrichtsbeobachtung und Reflexion
Pädagogik (120 Stunden)
Die Studierenden erwerben in der Auseinandersetzung mit wesentlichen Fragestellungen, Theorien und Methoden der Pädagogik grundlegende Kompetenzen und werden dadurch auf die pädagogischen Anforderungen einer Fachlehrkraft vorbereitet. Dabei werden den Studierenden sowohl die hohe erzieherische Verantwortung als auch die Tragweite pädagogischen Handelns und die Grenzen pädagogischen Wirkens bewusst. Bezugnehmend auf den Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule findet erzieherisches Handeln in der Schulpraxis statt.
- Einführung in das Fach Pädagogik
Pädagogik als Wissenschaft
Abgrenzung zu anderen erziehungswissenschaftlichen Fächern
Bedeutung des Fachs Pädagogik für die Lehrerbildung - Begriff Erziehung
Wesensmerkmale von Erziehung (zielgerichtet, planvoll, fördernd, verantwortlich, interaktiv, historisch und gesellschaftlich bedingt)
Grundbegriffe: Lernen, Unterricht, Bildung - Anthropologische Voraussetzungen und gesellschaftlich-kulturelle Gegebenheiten
Anthropologische Voraussetzungen der Erziehung (Lern- und Erziehungsbedürftigkeit des Menschen, Lernfähigkeit und Erziehbarkeit des Menschen: Erklärungsansätze, Folgen von unzulänglicher oder fehlender Erziehung)
Gesellschaftlich-kulturelle Gegebenheiten (Kindheit und Jugend im gesellschaftlichen Wandel wie z. B. Mediensozialisation, Freizeitverhalten, veränderte Familienverhältnisse) - Aufgaben der Erziehung
Hilfe bei Sozialisation, Enkulturation und Personalisation - Erziehungsziele in Schule und Elternhaus
Notwendigkeit von Erziehungszielen
Faktoren, die die Festlegung von Erziehungszielen beeinflussen (Wert- und Normvorstellungen, politisches System, ökonomische Faktoren, individuelle Faktoren)
Wandel von Erziehungszielen
Arten von Erziehungszielen
Erziehungsziel Mündigkeit (Sachkompetenz, Sozialkompetenz, Selbstkompetenz) - Rahmenbedingungen schulischer Erziehung
Legitimation schulischer Erziehung
Oberste Bildungsziele (GG, BV und BayEUG) - Die Lehrkraft als Erziehender
Motive, den Beruf der Fachlehrkraft zu ergreifen
Berufsaufgabe Erziehen / Führen
Autorität, Vorbild und Persönlichkeit der Lehrkraft
Pädagogischer Bezug - Pädagogische Kommunikation/Interaktion
Axiome der Kommunikation
Kommunikationsmodelle
Gesprächsstrategien, Regeln, Rituale - Erziehungsstile
Konzepte der Erziehungsstilforschung
Unterschiedliche Erziehungsstile und ihre jeweiligen Auswirkungen - Erziehungs- und Konfliktsituationen
Analyse von Erziehungssituationen
Erscheinungsformen
Ursachen
Maßnahmen (Prävention und Intervention)
Problem der subjektiven Wahrnehmung und Interpretation - Erziehungsmaßnahmen
Unterstützende Erziehungsmaßnahmen (Lob, Belohnung, Beratung, diagnostisches Gespräch)
Gegenwirkende Erziehungsmaßnahmen (Wiedergutmachung, sachliche Folgen)
Verhalten in Konfliktsituationen und Strategien zur Konfliktlösung - Medienpädagogik
Ziele und Aufgaben der Medienpädagogik (Medienkompetenz)
Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen, Medienkonsum und Suchtverhalten
Medienwirkung (Massenmedien, Kinderwerbung)
Medienerziehung in der Schule
Medienethik
Psychologie (120 Stunden)
Die Studierenden eignen sich psychologisches Fachwissen an, um den komplexen und vielfältigen Anforderungen des Berufes gewachsen zu sein. Sie setzen sich mit wesentlichen Fragestellungen und Theorien der Pädagogischen Psychologie auseinander. Dabei erwerben sie grundlegende Kenntnisse über Lehr-, Lern- und Entwicklungsprozesse. Diese bilden die Basis für die altersangemessene individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler in kognitiver, emotionaler und motivationaler Hinsicht. So werden die praktische Umsetzung bei der Gestaltung von Lernarrangements, die Analyse und der Umgang mit Lern- und Leistungsstörungen unterstützt.
- Einführung in das Fach Psychologie
Alltagspsychologie und wissenschaftliche Psychologie
Gegenstandsbereich, Methoden und Geschichte der Psychologie
Pädagogische Psychologie als wissenschaftliche Disziplin mit Praxisrelevanz
Aufgaben der Psychologie: Beschreibung, Erklärung, Prognose und Intervention - Entwicklungspsychologie
Entwicklungsfaktoren
Kognitive Entwicklung
Emotionale Entwicklung
Anlage-Umwelt-Problematik in Bezug auf Begabung und Intelligenz
Aufwachsen in Medienwelten
Entwicklung von Selbstkonzept und Identität - Lernpsychologische Grundlagen
Neurobiologie und Neuropsychologie
Wahrnehmungspsychologie
Gedächtnispsychologie
Lernen aus behavioristischer Sicht
Modelllernen
Lernen durch Einsicht
Lernen aus konstruktivistischer Sicht - Motivationale und emotionale Bedingungen des Lernens
Grundlegende Motivationsmodelle
Motivationale Einflussfaktoren
Epistemische Emotionen
Selbstbestimmung, Selbstkonzept und Selbstwirksamkeit
Lern- und Leistungsmotivation
Attributionsmodelle und Attribuierungsmuster - Ausgewählte Aspekte des Lehrens und Lernens
Wissenserwerb und Begriffsbildung
Problemlösen und Kreativität
Lernstrategien unter Einbezug metakognitiver Funktionen
Selbstreguliertes Lernen
Behalten und Vergessen
Gestalten von Lernarrangements
Lernwirksamkeit ausgewählter digitaler Medien
Angebots-Nutzen-Modell
Beobachtung und Einschätzung von Schülerverhalten - Sozialpsychologie
Soziale Wahrnehmung
Wahrnehmungsverzerrungen und Beurteilungsfehler
Mobbing
Cybermobbing