Schulpädagogik
Aus Lehr- und Ausbildungsplan für Fachlehrkräfte
Inhaltsverzeichnis
- 1 1. Einführung in das Fach Schulpädagogik
- 2
- 3 2. Grundbegriffe der Unterrichtsplanung
- 4 3. Unterrichtsprinzipien
- 5 4. Methodische Grundformen zwischen Instruktion und Konstruktion
- 6 5. Sozialformen
- 7 6. Didaktische Modelle
- 8 7. Leistungserhebung und -bewertung
- 9 8. Medieneinsatz im Unterricht
1. Einführung in das Fach Schulpädagogik
Aufgaben und Ziele des Faches
<div style="color: #252525; font-family: ' source sans pro',sans-serif; font-size: 14.86px; font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: 400; letter-spacing: normal; orphans: 2; text-align: left; text-decoration: none; text-indent: 0px; text-transform: none; -webkit-text-stroke-width: 0px; white-space: normal; word-spacing: 0px; margin: 0.4em 0px 0.5em 0px;">Schulpädagogik bildet gemeinsam mit den Fächern Pädagogik und Psychologie den Kanon der Erziehungswissenschaften in der Ausbildung von Fachlehrkräften. Die Studierenden erarbeiten sich schulpädagogische Grundbegriffe und erwerben Kenntnisse sowie Einsichten zur Planung, Umsetzung und Weiterentwicklung eigenen Unterrichts. Insofern kommt dem Fach sowohl bezüglich der Fachdidaktik als auch der Schulpraxis eine Orientierungsfunktion zu.</div>
Inhalte des Faches
- Theorie der Schule
Rechtliche Grundlagen für Erziehung und Bildung (Rechte und Pflichten einer Fachlehrkraft, Gesetze, Verordnungen, Amtliche Lehrpläne, Stundentafeln, Aufbau des bayerischen Schulsystems)
Funktionen der Schule
Schulentwicklung im Wandel der Zeit
Reformpädagogik (Einführung, Geschichte, Vertreter)
Schule im internationalen Vergleich - Didaktische Modelle
Bildungstheoretisches Modell
Lerntheoretisches Modell
Konstruktivistisches Modell - Unterrichtsprinzipien
Sachorientierung
Schülerorientierung
Ziel-/Handlungsorientierung
Differenzierung/Individualisierung
Veranschaulichung
Schüleraktivierung/Selbsttätigkeit
Sicherung des Lernerfolgs
Strukturierung - Grundbegriffe der Unterrichtsplanung
Lehrplanbezug
Sachanalyse
Situationsanalyse
Didaktische Analyse
Ziel-/Kompetenzorientierung
Methodische Analyse
Allgemeine Merkmale guten Unterrichts
Classroom Management
Feedback - Methodische Grundformen zwischen Instruktion und Konstruktion
Direkte Instruktion
Frontalunterricht
Stationentraining
Kooperatives Lernen
Projektunterricht
Phänomen- und problemorientiertes Lernen
Lehrgangsorientiertes Lernen - Medieneinsatz im Unterricht
Medienkompetenz der Lehrkraft
Auswahlkriterien
Didaktische Funktionen - Sozialformen
Einzelarbeit
Partnerarbeit
Gruppenarbeit
Plenum - Leistungserhebung und Leistungsbewertung
Allgemeine Grundlagen
Bezugsnormen
Gütekriterien
Probleme
Alternative Formen - Analyse des Unterrichts
Praktikumsbegleitung
Unterrichtsbeobachtung und Reflexion
2. Grundbegriffe der Unterrichtsplanung
2.1 Lehrplanbezug
Amtliche Lehrpläne
Schulunterricht ist an Lehrpläne gebunden. Sie enthalten, was gelehrt und gelernt werden soll. Lehrpläne geben Auskunft über das Profil der jeweiligen Schulart und legen Ziele und Inhalte des Fachunterrichts fest.
Das ISB (Institut für Schulqualität und Bildungsforschung – www.isb.bayern.de) entwickelt im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus die Lehrpläne für bayerische Schulen.
Lehrplan Realschule Bayern
Lehrplan Mittelschule Bayern
Stundentafeln
Stundentafeln vermitteln einen Überblick über die inhaltlichen Akzente der mit einer Schulart verbundenen Bildung. Sie lassen erkennen, welche Schwerpunkte als wichtig angesehen werden, wie viel Bildung den Besuchern dieser Schulart zugemutet wird. Damit vermitteln sie eindeutige Hinweise auf die Unterschiede zwischen den Schularten, können diese Differenzen aber noch nicht inhaltlich verdeutlichen. Dazu bedarf es der Angaben in den Lehrplänen. Sie lassen aber Gewichtungen erkennen, den Stellenwert, der den verschiedenen Schulfächern im Rahmen der schulischen Allgemeinbildung zukommt.
(Apel: Lehrplan-und Curriculumentwicklung in Bayern)
Lehrplan PLUS
„LehrplanPLUS“ steht für ein umfangreiches Lehrplanprojekt, in dem zeitgleich und inhaltlich abgestimmt die Lehrpläne für alle allgemein bildenden Schulen sowie die Wirtschaftsschulen und die beruflichen Oberschulen überarbeitet wurden.
Die kompetenzorientierten Lehrpläne für die Grundschule traten zum Schuljahr 2014/15 in Kraft, die für die Mittelschule, die Realschule, das Gymnasium und die berufliche Oberschule ab dem Schuljahr 2017/18.
Aufbau
- Bildungs- und Erziehungsauftrag
- Übergreifende Bildungs- und Erziehungsziele
- Fachprofile
- Grundlegende Kompetenzen (Jahrgangsstufenprofile)
- Fachlehrpläne: Lernbereiche
Kompetenzerwartungen
2.2 Sachanalyse
„Es ist völlig verkehrt, bei diesen ersten Bemühungen schon an das Kind zu denken. Es geht zunächst nur um die Sache. Es geht nicht schon um das mögliche Verhältnis des Kindes zu dieser Wahrheit, sondern um das Verhältnis des Lehrers zu dieser Wahrheit. Das Verhältnis des Lehrers zu seinem Lerngegenstand muss immer seinem eigenen geistigen Niveau entsprechen, nicht dem des Kindes. Und zwar immer seiner höchstmöglichen geistigen Fassungskraft. Jedes halbe, schiefe oder seichte Wissen verfehlt gerade das, worauf es bei der stofflichen Besinnung ankommt: die Erfassung des wahren Wesens, des sachlichen Gehalts, des existenziell Wichtigen.“
Die Sachanalyse beschäftigt sich ausschließlich mit dem Inhalt, dem Gegenstand der Unterrichtsstunde. Sie soll gewährleisten, dass der Lehrende die Thematik nicht nur verstanden hat, sondern auch in allen Bereichen durchdacht hat und sich wirklich auskennt.
- Welche Wissenschaften beschäftigen sich mit diesem Sachverhalt/Problem?
- Welche neueren Forschungen und Erkenntnisse gibt es dazu?
- Welche Informationsquellen geben darüber Auskunft?
- In welchen größeren Sinnzusammenhang ist das Thema einzuordnen?
- Welches sind für das sachgerechte Verstehen des Sachverhaltes unverzichtbare, zentrale Aspekte?
- In welchen alltäglichen, beruflichen, wissenschaftlichen oder gesellschaftlichen Bereichen kommt dieser Sachverhalt vor und ist er von Bedeutung?
- Gibt es Verbindungen zu anderen Themenkreisen oder Strukturen?
- Welche Inhalte sollen vorausgegangen sein/welche folgen?
2.3 Situationsanalyse
Lernvoraussetzungen der Schüler
Die begründete Forderung nach Berücksichtigung der Lernvoraussetzungen der Schüler liegt nicht allein im Ruf nach qualifiziertem Unterricht, sondern auch in der Respektierung der Individualität des einzelnen Schülers.
Um bestmöglich zu fördern, um Einzelbegabungen gerecht zu werden, um gezielt zu differenzieren und zu individualisieren, um Neigungen und Interessen zu berücksichtigen, ist eine möglichst genaue Kenntnis möglichst vieler Lernvoraussetzungen unumgänglich.
- Lernvoraussetzungen familiärer Art:
alleinerziehendes Elternteil, geschiedene Eltern, Geschwister, aufgewachsen bei Eltern/Großeltern/Pflegeeltern/Heim, Berufstätigkeit der Eltern, …
- Individuelle Lernvoraussetzungen:
- Kulturelle Lernvoraussetzungen:
- Motivationale Lernvoraussetzungen:
- Soziale Lernvoraussetzungen:
- Gruppale Lernvoraussetzungen:
- Sprachliche Lernvoraussetzungen:
- Kognitive Lernvoraussetzungen:
- Emotionale Lernvoraussetzungen:
- Psychomotorische Lernvoraussetzungen:
- Arbeitstechnische Lernvoraussetzungen:
- Sachstrukturelle Lernvoraussetzungen:
Rahmenbedingungen
- Ausstattung der Schule
- Räumliche Ordnung
- Zeitplan
- Kollegium
- Organisatorische Maßnahmen
- Vermutliche Störquellen
- …
2.4 Didaktische Analyse
- Begründung der Auswahl des Lerninhaltes als Bildungsinhalt,
- Reflexion über die allgemeinen Bildungs- und Erziehungsziele und Heraus-arbeiten des eigentlich und speziell Bildsamen des Unterrichtsinhaltes,
- Reduktion bzw. Transformation fachwissenschaftlicher Themen, ohne sie zu verfälschen.
- Was trägt der Lerninhalt zur Bildung meiner Schüler bei?
- Gegenwartsbedeutung?
- Welche Bedeutung kann der Lerngegenstand für die Zukunft meiner Schüler haben?
- Worum handelt es sich bei der Sache?
- Wie kann der Lerninhalt den Schülern zugänglich gemacht werden?
In der didaktischen Reduktion muss die Vermittlung zwischen der Sachstruktur der Fachinhalte und der Lernstruktur der Schüler angestrebt werden. Unterricht kann erfahrungsgemäß nicht immer und überall die komplexe und vielschichtige Wirklichkeit aufnehmen.
Komplexe Sachverhalte müssen für Schüler vereinfacht werden; diese sollen den Kern, das Wesentliche, das „Elementare“ erkennen. Dieser Vorgang der „Elementarisierung“ ist zwangsweise mit Informationsverlust verbunden. Im Zuge einer didaktischen Reduktion versucht die Lehrkraft, diese Verluste bewusst zu steuern. So dürfen z.B. Vereinfachungen keine Fehlvorstellungen bewirken, weil diese einem späteren Transfer im Wege stünden. (Das Seminarbuch, Band 1, 2012)
2.5 Ziel-/Kompetenzorientierung
Zielorientierung: Angabe eines Stundenziels und mehrerer eindeutig formulierter Lernziele als beobachtbares Verhalten, das die Schüler nach bestimmten Lernsituationen können sollen.
Die Operationalisierung von Lernzielen strebt die eindeutige und damit der Überprüfung zugängliche Beschreibung zielgerichteter sinnvoller Handlungseinheiten des Schülers für seinen Lernprozess (im Unterricht) an.
Bei der Operationalisierung sind also folgende drei Kriterien zu beachten:
- Die erwarteten Handlungen (Operationen) der Schüler müssen eindeutig und konkret beschrieben werden, so dass die Schüler ohne zusätzliche Erläuterungen sicher wissen, was sie zu tun haben.
- Die Lernsituation zum Vollzug der erwarteten Handlungen ist genau zu beschreiben, d. h. es müssen die Bedingungen und Mittel genannt sein, unter denen bzw. mit deren Hilfe die Schüler arbeiten sollen.
- Es muss der Beurteilungsmaßstab festgelegt sein, mit dem geprüft wird, ob die Schüler die erwartete Handlung (operationalisiertes Lernziel = Feinziel) ausführen können oder nicht.
Kompetenzorientierung
- „Kompetent ist eine Person, wenn sie bereit ist, neue Aufgaben- oder Problemstellungen zu lösen, und dieses auch kann. '''''Hierbei muss sie Wissen bzw. Fähigkeiten erfolgreich abrufen, vor dem '''''Hintergrund von Werthaltungen reflektieren sowie verantwortlich einsetzen.“
(Bayerische Kompetenzdefinition)
- Kompetenzen können nicht unmittelbar vermittelt werden, sondern „nur durch selbstgesteuerte Prozesse erworben bzw. entwickelt werden“.
(Konstruktivistisches Grundverständnis des Kompetenzbegriffes)
Kompetenzbereiche:
- Sach- bzw. Fachkompetenz
Befähigung und Bereitschaft, Aufgaben und Probleme mit Hilfe fachlicher Kenntnisse und Fertigkeiten zielorientiert, sachgerecht und selbstständig zu bewältigen sowie das Ergebnis zu beurteilen (KMK, 2004).
- Selbst- oder Personalkompetenz
Befähigung und Bereitschaft, eigene Begabungen und Fähigkeiten zu erkennen und zu entfalten, Identität und durchdachte Wertvorstellungen zu entwickeln sowie Lebenspläne zu fassen
und zu verfolgen.
Sie umfasst Eigenschaften wie Selbstständigkeit, Kritikfähigkeit, Konzentrationsfähigkeit, Selbstvertrauen, Zuverlässigkeit, Leistungsbereitschaft sowie Verantwortungsbewusstsein (KMK, 2004).
- Sozialkompetenz
Befähigung und Bereitschaft, soziale Beziehungen aufzubauen und zu gestalten sowie sich mit anderen rational und verantwortungsbewusst auseinander zu setzen und zu verständigen.
Sie umfasst Eigenschaften wie Teamfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Bereitschaft zu Toleranz und Solidarität, Gemeinschaftssinn, Hilfsbereitschaft oder Kommunikationsfähigkeit (KMK, 2004).
- Methodenkompetenz
Befähigung und Bereitschaft zu zielgerichtetem, strukturiertem und effektivem Vorgehen bei der Bearbeitung von Aufgaben und Problemen. Dazu gehört es, gelernte Denkmethoden, Arbeitsverfahren, Lösungs- oder Lernstrategien fachlicher und überfachlicher Natur selbstständig anwenden, reflektieren und weiterentwickeln zu können (KMK, 2004).
'Kompetenzorientierter Unterricht 'nach Hilbert Meyer
Kompetenzorientierter Unterricht ist ein offener und schüleraktiver Unterricht,
- - in dem die Lehrkraft auf der Grundlage genauer Lernstandsdiagnose ein differenzierendes Lernangebot macht, (Differenzierung)
- - in dem die Lehrkraft ihre Unterrichtsplanung, die Durchführung und Auswertung an fachlichen und überfachlichen Kompetenzstufenmodellen orientiert, (Strukturierung)
- - in dem die Schüler die Chance haben, ihr Wissen und Können systematisch und vernetzt aufzubauen,
- - in dem sie den Nutzen ihres Wissens und Könnens in realitätsnahen Anwendungssituationen erproben können. (Ganzheit)
Aus der Sicht des Lehrens
- Schüleraktivierung
- Herstellen des Realitätsbezugs
- Innere Differenzierung
- Auswahl geeigneter Aufgaben
- Offenheit für verschiedene Lösungen oder Lösungswege
|
Was bedeutet das für den Unterricht?
Aus der Sicht des Lernens
- - Anwenden durch Üben und Vertiefen
- - Entwicklung eigener Ideen
- - Neugier und Entdecken
- - Fehler als Chance sehen
Sieben Bausteine kompetenzorientierten Unterrichts
- Genaues und kompetenzstufenbezogenes Beobachten (der Lernstände)
- Individuelles Fördern im Blick auf die erreichte Kompetenzstufe
- Kognitiv und sozial aktivierende Aufgabenkultur
Schüler arbeiten auf unterschiedlichen Kompetenzstufen
- Systematischer Wissensaufbau
- - Vorwissen miteinbringen
- - Bezüge zu anderen Unterrichtsfächern
herstellen
- Realitätsnahe Anwendungssituationen
- Förderung der Metakognition
Das Nachdenken über den eigenen Lernprozess erhöht den Lernerfolg
- Kompetenzbezogene Kontrolle der Lernergebnisse
Diese Bausteine können nur in einem mehrjährigen, möglichst gemeinsam mit
Kollegen durchgeführten Unterrichtsentwicklungsprozess realisiert werden.
Das Kompetenzstufenmodell
Stufe 0 |
Naiv-ganzheitliches Ausführen einer Handlung z. B. Ohne Vorwissen Holzwerkzeuge benennen |
Entscheiden nach „Bauchgefühl“
Intuition
|
Stufe 1 |
Handeln nach Vorgabe des Lehrenden z. B. Nenne 5 Holzwerkzeuge |
Kognitives Nachvollziehen der Handlungsvorgabe
Reproduktion
|
Stufe 2 |
Handeln nach Einsicht in die Aufgabenstellung z. B. warum wählst du dieses Holzwerkzeug |
Reflektieren und Argumentieren nach Einsicht
Reorganisation
|
Stufe 3 |
Selbstständige Steuerung des eigenen Lernprozesses z. B. Methodische Einsicht – S ist kompetent genug und weiß, es muss sich den Text öfter durchlesen |
Didaktische Reflexion des gemeinsamen Lehr-Lernprozesses |
Beispiel:
0 = Experimentieren mit dem Flaschenzug
1 = Einfachen Flaschenzug mit Fachbegriffen benennen
2 = Flaschenzug weiter erarbeiten, Gewichtsersparnis herausfinden
3 = eigenen Entwickeln, einem 5 Kasslers dies beibringen
Definition
Lehr-Lern-Ziele die der Lehrer für den jeweiligen Schüler (teilweise mit ihm zusammen) für Unterrichtsabschnitte (Schulstufen, Jgst., Unterrichtseinheiten, Unterrichtsstunden) differenziert angibt, damit dieser in einem bestimmten Lernbereich seine Kenntnisse, Fähigkeiten/Fertigkeiten und Einstellungen/Haltungen in Richtung auf das vorgegebene Bildungsprofil schrittweise vergrößern und verbessern kann.
Einteilung von Kompetenzzielen
Kognitive Ziele Beziehen sich auf Denken, Wissen, Verstehen, Problemlösen und Anwenden von Wissen. à Erwerb von Fachkompetenz
|
Emotionale, soziale und motivationale Ziele Beziehen sich auf die Veränderung von Gefühlen, Interessen, Einstellungen, Haltungen und Werten. à Erwerb von Selbst- und Sozialkompetenz
|
Pragmatische Ziele Beziehen sich auf praktisch auszuführende handwerklich-technische, motorische und manuelle Fertigkeiten und Fähigkeiten. à Erwerb von Handlungs- und Selbstkompetenz
|
Ausgangskompetenzniveaus
Bei der Planung sollte von unterschiedlichen Niveaus ausgegangen werden.
Niveau C – grundlegende Kompetenz à Reproduktion des Gelernten
Niveau D – individueller Förderbedarf
|
Niveau A – fortgeschrittene Kompetenz
à Kreativer Umgang mit dem Gelernten
à Transfer des Gelernten
Niveau B – erweiterte Kompetenz
à Reorganisation des Gelernten
Bei der Formulierung von Zielen muss beachtet werden
- - Lernziele sollten nicht nur vom L überlegt werden, der S sollten wo immer möglich an der Festlegung der Ziele beteiligt werden
- - S und L sollten sich während der Stunde immer wieder über die Ziele und die Zielerreichung verständigen
- - Die unterschiedlichen Ausgangsniveaus zwingen dazu, in der Unterrichtsstunde zu differenzieren
- - Feinziele sollten in jeder Stunde aus allen drei Lernzielarten vorgesehen werden
- - Nicht zu viele Lernziele für eine Unterrichtsstunde festlegen, wichtiger als deren Anzahl ist, dass sie im Unterricht erreicht werden
Methodische Analyse
Methodische Überlegungen befassen sich mit der konkreten Unterrichtsgestaltung, mit Fragen des Ablaufs, der Sozialformen, des Medieneinsatzes etc., aber auch mit Entscheidungen wie Motivation der Schüler, Einsatz von ansprechenden Materialien/Texten, Eigenaktivität der Schüler, abwechslungsreiche und interessante Gestaltung des Stundenverlaufs etc.
(Gonschorek: Einführung in die Schulpädagogik und die Unterrichtsplanung S.252)
2.6 Methodische Analyse
2.7 Allgemeine Merkmale guten Unterrichts
1. Klare Strukturierung des Unterrichts
Definition:
Merkmale:
- verständliche Lehrer- und Schülersprache
- klare Definition der Rollen der Beteiligten; Beispiele: wenn Schüler in Gruppen arbeiten, mischen sich Lehrer nicht ein; wenn Lehrer Wissen vermitteln wollen, hören die Schüler aufmerksam zu; wenn ein Schüler Hilfe sucht, ist der Lehrer Ratgeber und nicht Notengeber
- Konsequenz, mit der sich der Lehrer an die eigenen Ankündigungen hält; wer Strafen androht, muss sie auch verhängen und darf sich dann nicht auf Diskussionen einlassen
- Klarheit der Aufgabenstellung: Jeder hat das Unterrichtsthema verstanden und weiß was er jetzt tun soll.
- deutliche Markierung der einzelnen Unterrichtsschritte; die klassische Unterrichtsstunde besteht aus diesen Phasen: Hinführung - Erarbeitung – Sicherung
- klare Unterscheidung von lehreraktiven und schüleraktiven Unterrichtsphasen
- geschickte Rhythmisierung des Unterrichtsablaufs (Anstrengung – Entspannung, auf einen schwierigen Stundenteil folgt ein leichterer, vom Bekannten zum Unbekannten)
- Einhalten von Pausen
- Einhalten von Regeln (z.B. Gesprächsregeln) und Einsatz von Ritualen (Begrüßungs- und Schlussrituale, Arbeitsrituale, z.B. das Stundenthema steht immer an der Tafel)
2. Hoher Anteil echter Lernzeit
Definition:
Merkmale:
- Die Mehrzahl der Schülerinnen und Schüler ist aktiv bei der Sache.
- Die Schülerinnen und Schüler lassen sich nicht durch Kleinigkeiten ablenken.
- Es herrscht keine Langeweile.
- Es entstehen inhaltlich reiche Arbeitsergebnisse, die der Aufgabenstellung genügen.
- Es gibt nur wenige Disziplinstörungen.
- Gewährte Freiheiten werden nicht missbraucht.
- Der Lehrer schweift nicht ab und stört die Schüler nicht beim Lernen durch Einmischung.
3. Lernförderliches Klima
Definition:
Merkmale:
- Der Lehrer geht respektvoll mit den Schülern um.
- Kein Schüler wird wegen geringer Leistungen diskriminiert.
- Die Schüler nehmen beim Lernen Rücksicht aufeinander und helfen einander.
- Es gibt kein aggressives Verhalten einzelner Schüler gegeneinander.
- Die Schüler beschimpfen einander nicht.
- Es gibt keine Bevorzugungen oder Benachteiligungen einzelner Schüler.
- Es gibt nur wenig Rivalitäten und Machtkämpfe zwischen Schülercliquen.
- Es gibt klar definierte Klassenämter (Tafeldienst, Blumendienst, Ordnungsdienst...).
- Die Schüler ermahnen sich selbst, gemeinsam vereinbarte Regeln einzuhalten.
- Hin und wieder wird gelacht, Unterricht artet jedoch nicht in Comedy aus.
4. Inhaltliche Klarheit
Definition:
Merkmale:
- Informierende Unterrichtseinstiege: Lehrer gibt das Stundenthema bekannt und erklärt worum es heute geht; alle Schüler haben das dann auch verstanden.
- Konzentration auf die Themenstellung – kein Abschweifen und Verzetteln in unwichtige Randthemen
- Aufgreifen und Weiterentwickeln der Vorerfahrungen und Alltagsvorstellungen der Schülerinnen und Schüler
- liebevoller Umgang mit einer sauberen Wandtafel oder ein begründeter Whiteboardeinsatz
- saubere Mitschriften und Protokollierungen der Arbeitsergebnisse in den Heften
- Einsatz passender Medien, die das Verständnis erleichtern
- Festhalten von Zwischenergebnissen
- regelmäßige Wiederholungen und Zusammenfassungen (möglichst durch die Schülerinnen und Schüler)
5. Sinnstiftendes Kommunizieren
Definition:
Merkmale:
- Die Schüler sind bei der Sache.
- Sie erleben das Lernen als freud- und sinnvoll.
- Es gelingt ihnen, ihre Interessen einzubringen und weiterzuentwickeln.
- Sie greifen von sich aus auf vorherige Unterrichtsthemen zurück und bauen sie in das neue Unterrichtsthema ein.
- Sie geben Rückmeldungen (Feedback) zu ihrem Lernfortschritt und zu den Schwierigkeiten, die beim Lernen aufgetreten sind.
- Sie vertrauen den Ausführungen des Lehrers.
- Sie beziehen persönlich Stellung und stellen kritische und weiterführende Fragen.
- Sie beurteilen die Qualität ihrer Arbeitsergebnisse selbst.
6. Methodenvielfalt
Definition:
- - Makromethoden – Großformen (über längeren Zeitraum)
- - Mesomethoden – Mittlere Formen für eine Unterrichtsstunde
- - Mikromethoden - unendlich viele Kleinformen: Fragen, Rätsel stellen, Impulse
7. Individuelles Fördern
- Die Schüler arbeiten an unterschiedlichen Aufgaben und kommen im Rahmen ihrer Möglichkeiten gut voran.
- Es gibt nach Thema, Interessenschwerpunkten und Leistungsvermögen unterschiedliche Lernmaterialien und Arbeitshilfen.
- Schüler mit Lernschwierigkeiten erhalten zusätzliche Hilfen. Alle, gerade auch die leistungsschwächeren Schülerinnen und Schüler, werden angehalten, ihren individuellen Lernfortschritt zu reflektieren.
- Langsame Schüler haben ausreichend Zeit, ihre Aufgaben zu erledigen.
- Schüler mit motorischen oder affektiven Problemen können eine „Auszeit“ nehmen und z.B. in eine im Klassenraum befindliche, aber abgeschirmte „Konzentrationsinsel“ oder in einen „Sozialraum“ gehen.
- Schüler mit Gesundheitsproblemen erhalten ein ihren Möglichkeiten angepasstes Arbeitspensum.
- Leistungsstarke Schüler haben das Recht und die Möglichkeit, sich nach Absprache mit dem Lehrer aus Routineaufgaben auszuklinken und an eigenen Schwerpunkten zu arbeiten.
- Allen Schülern ist vertraut, dass es unterschiedliche Leistungsvermögen gibt. Die Schüler unterstützen sich gegenseitig beim Lernen.
- Der Lehrer macht jedem Schüler die für ihn geltenden Leistungserwartungen transparent und hilft ihnen, sie nachzuvollziehen.
- Schüler mit nichtdeutscher Muttersprache erhalten zusätzliche Unterrichtsangebote.
- Schüler aus Risikogruppen werden besonders betreut.
- Nach wiederholtem Schwänzen finden Gespräche mit den Eltern oder Erziehungsberechtigten statt. Es besteht Kontakt zu den Jugendhilfe-Einrichtungen in der Stadt bzw. der Region.
8. Intelligentes Üben
Merkmale:
- Es wird oft, aber kurz geübt. Dafür steht ausreichend Zeit zur Verfügung.
- Es gibt gemeinsam vereinbarte, vom Lehrer und den Schülern eingehaltene Regeln (z.B. zum Zugriff auf knappe Materialien, zur Lautstärke, zum Herumlaufen etc.).
- Es herrscht eine angenehm ruhige und konzentrierte Arbeitsatmosphäre.
- Es gibt nur wenige Unterrichtsstörungen; dort, wo sie doch auftreten, werden sie von Lehrern und Schülern gleichermaßen schnell behoben.
- Die Schüler haben verstanden, was sie üben sollen; und wenn doch etwas unklar ist, wenden sie sich an Mitschüler oder an den Lehrer.
- Es gibt ansprechende, sich selbst erklärende Übungsmaterialien.
- Die Schüler haben ihre Materialien, Hefte und Lernmittel dabei.
- Die Materialien haben eine Kontrollmöglichkeit des Lernerfolgs für die Schüler.
- Der Lehrer beobachtet die Übungsversuche und gibt einzelnen Schülerinnen und Schüler, wo dies notwendig ist, fachliche Hilfestellungen.
- Die Übungsleistungen der Schüler werden anerkannt.
- Die Hausaufgaben werden kontrolliert und gewürdigt.
9. Transparente Leistungserwartungen
Definition:
Merkmale:
- Der Lehrer bespricht seine Leistungserwartungen mit den Schülern.
- Die Leistungsrückmeldungen erfolgen zügig und differenziert.
- Er erläutert seine Leistungsrückmeldungen in klaren, insbesondere für die leistungsschwächeren Schüler nachvollziehbaren Worten.
- Die Schüler wissen bei der Unterrichtsarbeit jederzeit, was ihre Aufgabenstellung ist; wenn doch Unklarheiten bestehen können sie Rückfragen stellen.
- Sie sind über den Schwierigkeitsgrad der gestellten Aufgaben informiert oder arbeiten mit Lernmaterialien, die so gestaltet sind, dass sie ihren Schwierigkeitsgrad selbst abschätzen können.
- Verschiedene Formen der Leistungskontrolle werden eingesetzt. Es wird erläutert, welche Form wofür taugt.
- Klausuren und Tests werden vorher angekündigt.
- Schülerfeedback wird genutzt, um Leistungserwartungen zu korrigieren.
- Die Schüler bringen eigene Vorschläge zur Leistungskontrolle ein.
10. Vorbereitete Umgebung
Definition:
- Die Klasse macht beim Betreten einen gepflegten und aufgeräumten Eindruck.
- Die Schüler identifizieren sich mit ihrem Klassenraum und sind stolz auf seinen Zustand.
- Der Lärmpegel entspricht dem Arbeitsprozess.
- Die Schüler gehen behutsam und pfleglich mit den Materialien um.
- Sie räumen ohne Aufforderung auf.
B: Funktionale Einrichtung
- Es gibt kein überflüssiges Rumgerenne.
- Die Tafel ist geputzt.
- Der Lehrer steht vorn, wenn er etwas zu sagen hat, er zieht sich zurück, wenn er moderiert.
- Die Funktionsecken sind klar zu erkennen. Und die Schüler halten sich an die Funktionszuweisungen einzelner Flächen.
- Die Beleuchtung und die Akustik sind ergonomisch gestaltet, die Belüftung funktioniert.
C: Brauchbares Lernwerkzeug
- Täglich benötigte Materialien sind übersichtlich und schnell greifbar verteilt. Anderes ist vernünftig verstaut.
- Die Materialien haben ihren festen Standort. Sie werden von den Schülern nach ihrer Benutzung unaufgefordert an ihren Platz zurückgebracht.
- An Pinnwänden werden Arbeitsergebnisse in ästhetisch ansprechender Form gezeigt.
- Der Hausmeister kooperiert bei der Klassenraumpflege mit dem Kollegium und den Schülern.
(nach Hilbert Meyer: Was ist guter Unterricht? Berlin 2004
Zusammenfassung von: http://wordpress.nibis.de/ (Carsten Beernink), erweitert 2017, M. Böckler)
ð Sehen Sie sich dazu auch folgendes Video an!
Hilbert Meyer: „Welche Merkmale zeichnen einen guten Unterricht aus?“
https://www.youtube.com/watch?v=40RfJuAsyEs
2.8 Classroom Management
„Bei effizienter Klassenführung geht es darum, die Schüler einer Klasse zu motivieren, sich möglichst lange und intensiv auf die erforderlichen Lernaktivitäten zu konzentrieren, und - als Voraussetzung dafür - den Unterricht möglichst störungsarm zu gestalten oder auftretende Störungen schnell und undramatisch beenden zu können. Der Klassenführung kommt deshalb eine Schlüsselfunktion im Unterricht zu. Die Unterschiede zwischen verschiedenen Lehrern sind gerade bei dieser Kompetenz sehr groß.“ (Weinert, 1996)
http://www.inklusion.schule.bayern.de/download/371/classroom_management.pdf
2.9 Feedback
- Begriff „Feedback“ ist entstanden aus „to feed“ – füttern, mit Nahrung versorgen und „back“ – der Bewegung zurück (Duden 2007)
- „Rückmeldung“
- Feedback formuliert die Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung.
Feedback kann „eine einmalige, spontane Aktion ohne wissenschaftliches Anspruchsniveau sein. Es ist häufig eine direkte, unmittelbare Rückmeldung zu einem Sachverhalt, zu einer Wahrnehmung oder einer Handlung, häufig verbal, spontan, manchmal unsystematisch. Es muss zwar auch hier einen klar geregelten Rahmen geben (z.B. Feedback-Regeln), Feedback benötigt aber nicht unbedingt festgelegte Bewertungsmaßstäbe.“ (Wilkening: Praxisbuch Feedback im Unterricht. 2016. S.12)
Feedbackmatrix (Dr. Klaus Zierer. Pädagogik 11/16, S. 45)
Fragen zu leistungsbezogenen Ebenen von Feedback (Dr. Klaus Zierer. Pädagogik 11/16, S. 46)
„Belege zu sammeln, ob Unterricht funktioniert und dabei offen zu sein, auch darauf zu achten, was nicht gut funktioniert, stellt eine bedeutende Eigenschaft von Lehrpersonen dar“ Zierer
Definition
- - Das Feedback von Schülern an eine Lehrkraft
- - Es ist eine Form des Individualfeedbacks
- - Eine Rückmeldung, um die eine Person bittet, wenn sie erfahren möchte, wie ihr Handeln und Verhalten von anderen wahrgenommen und verstanden wird
- - Wertvolle Reflexionshilfe
- - Es bleibt der betreffenden Person überlassen, ob und in welcher Weise sie die Rückmeldung annehmen wird
à Hintergedanke: Niemand kann besser Auskunft über den eigenen Lernprozess geben, als der Lernende selbst (Sind die Ziele erreicht? Wurden die Inhalte verstanden? Zeigten sich die Methoden als sinnvoll? Konnten die Medien zielführend eingesetzt werden? Erst wenn Lehrkräfte hierüber Auskunft erhalten haben, können sie ihren Unterricht passend planen)
Bedeutung für die Schul- und Unterrichtsentwicklung
John Hattie weist dem Feedback eine zentrale Bedeutung zu à Effektstärke von 0,78
Erfolgreiches Feedback besteht aus vier Ebenen:
- - Selbst = gibt Rückmeldung zu personenbezogenen Eigenschaften z. B. Lob und Tadel
(gut / schlecht)
- - Aufgabe = gibt dem Lernenden Rückmeldung, welche Aufgaben er lösen kann und welche nicht (das kannst du / das kannst du nicht)
- - Prozess = gibt dem Lernenden Rückmeldung, wie sich sein Fortschreiten im Lernen zeigt, was darin gut läuft und was schlecht läuft (das läuft gut / das läuft schlecht)
- - Selbstregulation = gibt dem Lernenden Rückmeldung, welche Schritte von ihm als nächstes zu gehen sind, um sich zu verbessern (so geht´s weiter)
à Haltung und Bereitschaft für Veränderung seitens der Lehrkraft ist notwendig
Kernaussage: Diese Ebenen beeinflussen das Lernen unterschiedlich:
- - Feedback auf der Ebene des Selbst nahezu wirkungslos
- - Feedback auf den Ebenen Aufgabe, Prozess und Selbstregulation sehr effektiv
Welchen Nutzen hat regelmäßiges Schüler-Feedback?
- - Weiterentwicklung des Lehrers (Kompetenzzuwachs)
- - Förderung der Schüler (Reflexion über Lernprozesse, Entwicklung von Eigenverantwortung, Selbstwertgefühl stärken, höhere Lernmotivation, Förderung der Meinungsbildung)
- - Besseres Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler (größeres Verständnis)
- - Erhöhte Unterrichtsqualität
- - Förderung des Lehrers (realistische Einschätzung, Sensibilität für Schülerwahrnehmung, stärken der Lehrerpersönlichkeit)
Einsatz von Schüler-Feedback im Unterricht
Grundlage: didaktisches Sechseck (Ziele, Inhalte, Methoden, Medien, Zeit und Raum)
- - Allgemeiner Bezug oder bestimmtes Thema (Hausaufgaben, Verständlichkeit der Lehrersprache)
- - Am Ende einer Lerneinheit (z. B. eine Unterrichtsstunde, eine Unterrichtseinheit, eine Woche)
- - Zu Beginn einer Einheit (z. B. Vorbereitung auf die Abschlussprüfung - in welchen Bereichen die Schülerinnen und Schüler selbst noch Übungs- bzw. Unterstützungsbedarf sehen)
- - Unterrichtsbegleitend (S äußern sich spontan zu einer aktuellen Situation im Lernprozess)
à Nach dem Feedback, Gespräch zwischen Lehrer und Schüler (Ereignisse / Konsequenzen)
Was muss beim Einsatz beachtet werden
Grundvoraussetzung: Die Haltung der Beteiligten
- - Offenheit der Lehrkraft, echtes Interesse an den Rückmeldungen, bereit für Veränderungen
- - S muss klar sein, keine Beurteilung der Lehrkraft
Zeitpunkt des Feedbacks
- - Während des Schul(halb)jahres à NICHT erst am Ende
Inhalt des Feedbacks
- - Das Feedback sollte zu Aspekten eingeholt werden, die die Lehrkraft verändern kann
- - Alter, Analyse- und Reflexionsfähigkeit der S berücksichtigen
- - Konkrete Beobachtungen und Erfahrungen, auf konkrete Unterrichtssituationen oder Handlungen der Lehrkraft beziehen
- - Zahlenmäßige Begrenzung - nur einen Faktor (z. B. Lehrer-Schüler-Beziehung)
- - Positive Feedbackaspekte mit einbeziehen à Verbesserungsmöglichkeiten
- - Kurz und knapp
- - Ziel genau bestimmen, thematisieren
- - Keine Scheinfragen
- - Kombiniert mit mündlichem Feedback (z. B. Ratingkonferenz)
- - Resultate zurückmelden
- - Nur Fragen stellen, die beantwortet werden können
Durchführung von Schüler-Feedback
- Planung: Was will ich wissen à passende Methode wählen (z. B. Feedbackfragebogen)
- Durchführung: Freiwilligkeit, Anonymität, Datenschutz à Grundsätze
- Auswertung in mehreren Teilen: Quantitative Auswertungen der Ergebnisse
- B. auszählen messbarer Daten und/oder das Zusammentragen von Antworten auf offene Fragen
- Reflexion: Sind Ergebnisse nachvollziehbar, besteht Klärungsbedarf
- Vorbereitung des Auswertungsgespräches:
- - Leitfragen vorbereiten
- - Nicht verhandelbare Punkte
- - Welche Veränderungen sind für mich vorstellbar
- Auswertungsgespräch:
Vorstellung der Ergebnisse - mündet in Zielsetzungen für den künftigen Unterricht.
à Welche Konsequenzen sind aus dem Feedback zu ziehen, damit Lern- und Lehrprozesse
erfolgreicher werden?
- Überprüfung der Umsetzung
Methoden des Schüler-Feedbacks
Eine Methode ist eine Art und Weise, wie von den Schülern Informationen eingeholt werden kann. Ihre Bedeutung soll aber nicht überschätz werden.
à Für den Ertrag bzw. Nutzen des Feedbacks bedeutsamer sind die richtige Grundhaltung der Beteiligten und der konstruktive Umgang der Lehrperson mit den rückgemeldeten Informationen.
Arten der Methoden - Schriftlich, mündlich, non-verbal oder Kombinationen
Mündliches oder non-verbales Feedback
- - Blitzlicht
- - Fünf-finger Methode in mündlicher Form
- - Vier-Eck-Methode
- - Meinungslinie
- - Resonanzgruppe
- - Ampelprisma
Vorteil
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Nachteil
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- Kein großer Zeitaufwand à Resultat ist unmittelbar nach dem Einholen verfügbar - Keine „Papierverschwendung“
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- Unsichere/zurückhaltende Schüler bringen sich wenig ein, lassen sich beeinflussen àHinweise und Regeln wichtig - Erfahrungen werden vorausgesetzt – S müssen eine freie Rückmeldung lernen - Keine/zum Teil schriftliche Fixierung à erschwert spätere Reflexion |
Schriftliches Feedback
- - Fragebogen
- - Zielscheibe
- - Kartenabfrage
- - Stummer Dialog (Stummer Impuls)
- - Fünf-Finger-Methode in schriftlicher Form
- - Ein-Punkt-Abfrage
Vorteil
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Nachteil
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- Daten liegen schwarz auf weiß vor - Anonym - Weniger Gruppendruck - „Durchschnitt“ kann berechnet werden (Gewichtungen, Häufigkeit) Vergleichsmöglichkeiten à Evaluation |
- Momentaufnahme wird verallgemeinert - Papier lastig - Sehr anspruchsvoll - Oft mehr Kosten als Nutzen - Ausdrucksfähigkeit bei Schülern - Beteiligung der Befragten? - „falsche“ Objektivität |
Offene Befragung: Satzanfänge, offene Fragen – viel Interpretationsspielraum
Geschlossene Befragung/Datengeschütze Befragung: Ja/Nein Antworten, Ein-Punkt-Abfrage
Feedback- und Kommunikationsregeln
Kommunikationsregeln
- Vortrag in der Ich-Form
- Ansprechpartner wird direkt angesprochen – also in der 2. Person
- Gegenseitig ausreden lassen
- Gegenseitiges zuhören
- Vermeidung von Verallgemeinerungen wie „Du macht immer/nie …“
- Vermeidung von Killerphrasen wie „Das ist aber doof …“
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Hilfen für den Geber
- Eigenes Erleben beschreiben
- Kurz, auf den Punkt, konkret
- Nur zu Dingen, die veränderbar sind
- Beachten, ob der andere für etwas Spezielles Rückmeldung haben möchte
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Hilfe für den Nehmer
- Fremdwahrnehmung darf vom Selbstbild abweichen
- Feedback ist eine Möglichkeit, zusätzliche Informationen über sich zu erhalten
- Feedback ist kein Aufruf zur Veränderung
- Nehmer entscheidet, wie viel Feedback er will
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Allgemeine Feedback-Regeln
- Jeder gibt Feedback
- Feedback ist ein Geschenk, deshalb nicht diskutieren oder rechtfertigen, nur zuhören
- Feedback hat mit dem Geber genauso viel zu tun wie mit dem Nehmer
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→ konkrete Umsetzungsmöglichkeiten:
www.friedrich-verlag.de Download-Code: d590037ep
3. Unterrichtsprinzipien
Unterrichtsprinzipien sind für alle Fächer geltende Grundsätze oder Handlungsregeln der Unterrichtsgestaltung.
Ihre Beachtung vergrößert und sichert die Effizienz und die Qualität von Unterricht.
- Sie hängen alle miteinander zusammen und dienen dem effektiven Lernen; sie können unterschiedlich gewichtet werden.
- Unterrichtsprinzipien
- Weitere Begriffe für Unterrichtsprinzipien: Unterrichtsgrundsätze, Prinzipien effektiver Unterrichtsgestaltung, didaktische Prinzipien, Prinzipien guten Unterrichts, Grundsätze unterrichtlichen Handelns, …
Wiater (2012) unterscheidet zwei Arten von Unterrichtsprinzipien:
- Fundierende (oder konstitutive) Unterrichtsprinzipien, die für den heutigen schulischen Unterricht insgesamt grundlegend sind.
o Schülerorientierung
o Sachorientierung
o Handlungsorientierung
- Regulierende Unterrichtsprinzipien '(oder Prinzipien der methodischen Gestaltung des Unterrichts)', die wegen der Qualität und Effektivität des Lehr-Lern-Prozesses vom Lehrer grundsätzlich bedacht und berücksichtigt werden sollen.
o Strukturierung
o Veranschaulichung
o Selbsttätigkeit oder Aktivierung
o Differenzierung und Individualisierung
o Ergebnissicherung/ Nachhaltigkeit
o Zielorientierung
o Ganzheit
o Motivierung
3.1 Sachorientierung
Die Unterrichtsthemen müssen sachgerecht behandelt werden. Sie sollen beim Schüler zu Sachverstand und einer sachlichen Einstellung führen.
Schulfächer haben ihre Grundlage in einer Wissenschaft. Ihre Inhalte und Methoden richten sich damit an den Ergebnissen und Methoden der Wissenschaft aus.
Sachgerechtigkeit
- sachlich richtige Darstellung
- Sachgerechte Themenbehandlung ermöglicht dem Schüler Zugang zu den Lerninhalten/Sachverhalten.
o Unterrichtsstoff ist nie direkt zugänglich, sondern benötigt eine sprachliche (mediale) Vermittlung (begriffliche Präzision, Beherrschen
der Fachsprache).
o Jeder Unterrichtsstoff ist mehrperspektivisch und multivalent.
Sachverstand und Sachkompetenz
- Man spricht von Sachverstand, wenn sich jemand mit einer Sache gut auskennt, sich auf eine Sache besonders versteht, Experte ist.
- Man spricht von Sachkompetenz, wenn jemand über Fachwissen und Methodenkenntnis über ein bestimmtes Gebiet verfügt, diese Kenntnisse sicher anwenden (Handlungswissen) kann und sich um immer neue Einsichten in diesem Bereich bemüht (Forschungsstand) und sich der Konsequenzen seines Tuns bewusst ist (Problembewusstsein). Er ist um neue Einsichten bemüht und geht kritisch mit sich und dem erworbenen Wissen um.
- Schüler hat Faktenwissen zu dem Thema (Wissen)
- Er kann dieses Wissen je nach Situation passend in Handlung umsetzen (Handeln)
- Er weiß, welche Folgen sein Wissen hat (Nachdenken)
Sachlichkeit
- Sachlichkeit im Umgang mit Personen, Dingen und Situationen
- Objektivität bei der Darstellung der „Sachen“/Unterrichtsinhalte als Voraussetzung für erfolgreiches Lernen und gelingendes Miteinander
3.2 Schülerorientierung
Jede Information muss adressatengerecht aufgearbeitet werden, wenn sie verstanden werden soll.
Grundlage: Reformpädagogische Bewegung (ca. 1890 – 1933), „Pädagogik vom Kinde aus“
Betrachtung von Schülern als aktiv und konstruktiv lernende Individuen in einer individuellen Lebens- und Lerngeschichte (Lernen ist gebunden an vorausgegangene Erfahrungen und Erlebnisse, an Betroffenheit und Sinnhaftigkeit, hängt eng mit Bedürfnissen, Erwartungen und Interessen zusammen)
Das Prinzip Schülerorientierung
- Berücksichtigung der Personalität und der Individualität des Schülers:
Ein Kind hat ein Recht auf Würde und Selbstbestimmung
- Berücksichtigung der Entwicklungsstufe des Schülers:
Eigenarten, Eigenheiten, Strukturen der altersgemäßen Denkentwicklung der Schüler müssen pädagogisch / didaktisch betrachtet werden; dazu zählen Bedürfnisse wie Ruhe, Bewegung, Selbstständigkeit, Geborgenheit, Wissen, Verstehen.
Schülerorientiert unterrichten heißt, die Lehrerzentriertheit zugunsten eines Unterrichts aufzugeben, der vom Schüler her, mit dem Schüler zusammen und auf den Schüler hin geplant und gestaltet ist.
Schülerorientierter Unterricht sollte:
… die Lernbedürfnisse / Lebensumstände der Schüler berücksichtigen
… Förderpläne für Schüler mit Entwicklungsbesonderheiten vorsehen
… Schüler an der Planung des Unterrichts mitwirken lassen, Vielfalt der Lernwege zulassen
… Schüler zum selbsttätigen, selbstverantwortlichen Handeln motivieren und anleiten
… von Akzeptanz und Offenheit geprägt sein
3.3 Handlungsorientierung
Lernen ist das Ergebnis von selbstgesteuerten Aktivitäten des lernenden Schülers, der dabei mit allen Sinnen beteiligt ist und neue Erfahrungen in seine Denk- und Gefühlsstrukturen integriert.
- nicht nur belehrt werden, sondern vor allem auch „sinnliche“ Erfahrung (Integration neuer Erfahrungen in vorhandene Denk-/Gefühls-/Wollens-Strukturen) – Mensch lernt von Lebensbeginn an durch Begreifen
- Unterricht muss berücksichtigen, dass Lernen Handeln ist
- Handlung = absichtsvoll, zielstrebig, sinnhaft vollzogene Tätigkeit
- Mensch strukturiert seinen Handlungsraum entsprechend seiner Kompetenzen und aufgrund vorausgegangener Erfahrung (= Lernen und Dazulernen).
- Johann Amos Comenius: „Ich bin auf der Suche nach einer Methode, bei der der Lehrer weniger lehrt und der Schüler mehr lernt.“
- John Dewey: „Learning by doing“
- Georg Kerschensteiner: „Lernen durch geistig-manuelle Tätigkeiten“
- Jean Piaget: „Lernen ist eine aktive, selbst gesteuerte Tätigkeit des Individuums.“
Handlungsorientierung fordert:
- Reduktion der Lehrerdominanz zugunsten von möglichst viel Schülerdominanz beim Lernen
- Lernen muss vor allem auf eigenen Erfahrungen, weniger auf Belehrung beruhen.
- handelnde Lernformen (Spiel, Erkundung, Erforschung, Experimentieren, Phantasieren, Ausprobieren)
- ganzheitliches Lernen (= mit allen Sinnen, durch praktisches Tun)
- Sinn/Bedeutsamkeit des Lernstoffes soll Schüler bewusst sein
- Anregung der Schüler zu Fragenstellen, Hypothesenbildung, Kreativität etc.
- fächerübergreifendes Lernen (gemeinsames, praktisches, reflektiertes Handeln, z.B. in Projekten)
- Verantwortung der Schüler für ihr Handeln
- systematisches Einüben und Analysieren sozialen, kooperativen und kommunikativen Handelns.
3.4 Zielorientierung
3.5 Differenzierung/Individualisierung
3.6 Veranschaulichung
3.7 Schüleraktivierung/Selbsttätigkeit
3.8 Strukturierung
Das Unterrichtsprinzip Strukturierung fordert, dass sich der Erwerb von Wissen, Einstellungen und Verhaltensweisen des Schülers in Form eines geordneten Aufbaus vollziehen soll. Dazu müssen die Struktur des Lernenden und die Struktur der Methode zusammenpassen.
Begriffsbestimmung
- Struktur: geordneter Aufbau und sinnvoller Zusammenhang von Einzelelementen
- Strukturieren: Gegenstandbereich so aufgliedern, dass er für andere zugänglich und verstehbar wird.
- Strukturierung in didaktischer Hinsicht:
- Gliederung von komplexen und komplizierten Lerninhalten
- Einsatz geeigneter Unterrichtsmethoden
- Berücksichtigung der Lernvoraussetzungen und Interessen der Schüler
Psychologische Begründung
- Behaltensquote von Informationen hängt von der Art der Vermittlung und Art der Information selbst ab.
- Unstrukturiertes, unverstandenes und sinnloses Lernmaterial wird schneller vergessen als sinnhaltiges.
- Empirische Untersuchungen belegen, dass v.a. lernschwächere Schüler von detaillierter Strukturierung des Unterrichts profitieren.
Pädagogische Begründung
- Montessori: Material weist Ordnungs- Inhalts- und Tätigkeitsstruktur auf; Kind baut Strukturen, die es für seine Entwicklung bedarf, selbst auf
- Aufgabe des Lehrplans: Lernen und Weltwissen so verknüpfen, dass der Schüler seine kognitiven, moralischen, sozialen oder emotionalen Kompetenzen weiterentwickeln kann.
- Aufgabe der Lehrer: Lehrinhalte des Lehrplans im Unterricht strukturieren, damit jeder Schüler diese aufnehmen und zu seiner persönlichen Weiterentwicklung nutzen kann.
Soziologisch-gesellschaftliche Begründung
- Moderne Gesellschaft als komplexes System (Globalisierung des Wirtschaftens und Handelns, Pluralisierung der privaten Lebensstile)
- Gesellschaftliche Aufgabe der Zukunft: Systeme durchdenken und strukturieren können, wenn Freiheit, Toleranz, Gerechtigkeit und sozialer Ausgleich politische Ziele bleiben sollen.
Möglichkeiten der Umsetzung im Unterricht (nach Hilbert Meyer)
- Stimmigkeit von Zielen, Inhalten und Methoden
- methodischen Linienführung
- methodischer Grundrhythmus
- Aufgabenklarheit
- informierender Unterrichtseinstieg
- Regelklarheit
- Rollenklarheit
- erfolgreiche Kommunikationstechniken
- Rituale
- Rhythmisierung
- Raumregie
Grenzen:
- Spontaneität, Kreativität, Lebendigkeit werden eingeschränkt
- Neue, unvorhergesehene Wege zum Ziel gehen verloren
- Mitwirkung der Schüler wird beschnitten durch eine „Gängelung des Lernwegs“