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Schulpädagogik

5.450 Byte hinzugefügt, 10:48, 19. Aug. 2019
3.4 Zielorientierung
===3.4 Zielorientierung===
''Das Unterrichtsprinzip Zielorientierung verlangt, die Ziel-Inhalts-Dimensionen des Unterrichts an schrittweise zu erreichenden Zielen auszurichten, diese aber mit den Schülern kommunikativ zu verhandeln. Die Ziel-Inhalts-Dimensionen werden neuerdings als Kompetenzen umschrieben.''
 
'' „Wer nicht genau weiß, wohin er will, braucht sich nicht zu wundern, wenn er ganz woanders ankommt!“ (R. F. Mager, 1965)''
 
'' ''
 
'''Begriffsbestimmung:'''
 
Zur Zielorientierung gehören folgende Überlegungen und Entscheidungen:
 
# Zielanalyse
 
                Auswahl geeigneter Unterrichtsziele mit zugeordneten Teilaspekten des Unterrichtsinhalts:
 
                - Feinziele so konkret wie möglich formulieren, damit sie eindeutig klar sind und direkt überprüft oder aus dem Schülerverhalten                                    erschlossen werden können.
 
               - Anspruchs- und Erwartungsniveaus (Kompetenzniveaus) müssen im Blick auf den Schüler reflektiert werden.
 
              - Alle Dimensionen und Lernarten des Schülers sollen bei der Zielformulierung zum Tragen kommen.
 
 
# Artikulation der Unterrichtsstunde
 
               Aufteilung der Unterrichtsstunde in Phasen, die der schrittweisen Erarbeitung    der Ziel-Inhalts-Dimension durch die Schüler dienen                          sollen.
 
 
'''Psychologische Begründung:'''
 
* Entwicklungspsychologie: Kenntnis über Entwicklungsaufgaben und Entwicklungskrisen
* Lernpsychologie:
 
       - Behaviorismus à Forderung nach Zielorientierung
 
       - Theorie der operanten Konditionierung (Skinner) à Verhalten kann durch kleine Schritte, deren Erfolg bestätigt wird, sukzessive aufgebaut             werden
 
       - programmierter Unterricht: Lernerfolg gezielt planbar
 
 
'''Pädagogische Begründung:'''
 
* Schule und Unterricht sind an Zielen zu orientieren à ohne Zielplanung wären Funktionen der Schule nicht zu erreichen, Evaluation unmöglich
* Da Lernen ein aktiv-konstruierender, selbstgesteuerter, situierter und kooperativer Prozess des individuellen Schülers ist, alles Lernen in der Mündigkeit des Menschen seinen Zielpunkt hat und dass Unterricht ein Interaktionsgeschehen ist, ergibt sich die Forderung nach Zielverständigung als notwendige Konsequenz.
* Kommunikationstheorie nach P. Watzlawick: jede Kommunikation hat eine Inhalts- und Beziehungsebene, Letztere ist die bedeutendere à Zielerreichung hängt entscheidend von der Zielverständigung zwischen Lehrern und Schülern ab, diese wiederum gelingt nur in einer Atmosphäre und Lernkultur, die sich durch Offenheit, Ermutigung und Echtheit auszeichnet.
 
 
'''Soziologisch-gesellschaftliche Begründung:'''
 
* Schule hat systemerhaltende und systemgestaltende Aufgaben wahrzunehmen.
 
Diese müssen im Schulunterricht in konkrete Handlungsziele umgesetzt werden.
 
* Schule ist das größte „staatliche Unternehmen“ und steht somit unter Legitimationsdruck. Es wird von ihr der Nachweis erwartet, welche Lernziele sie in welchen Zeiträumen erreichen kann bzw. soll. Die Gesellschaft ist auf konkrete Unterrichtsergebnisse angewiesen, da sie zu ihrem Fortbestand ein bestimmtes Bildungsniveau der Bevölkerung benötigt und weil die „Abnehmer“ von den Schulabgängern bestimmte Qualifikationen erwarten müssen.
 
 
'''Möglichkeiten der Umsetzung im Unterricht:'''
 
Zielorientierung kann Effizienz der schulischen Lernprozesse steigern.
 
Je konkretere Gedanken sich der Lehrer über Kompetenzziele zu einem Thema und angesichts der Lerngruppe macht, je genauer er die einzelnen Inhaltsaspekte, Unterrichtsmethoden und -medien darauf abstimmt, desto erfolgreicher wird der Unterricht.
 
Für den Schüler ist ein so geplanter Unterricht besser durchschaubar und nachvollziehbar.
 
 
''Praxismöglichkeiten:''
 
* teiloffene Unterrichtsplanung beim Lehrergesteuerten Unterricht:
 
- Einstieg/Motivation
 
- Zielverständigung
 
- Erarbeitung
 
- Ergebnissicherung
 
- Reflexion
 
* Indirekte Steuerung durch den Lehrer im offenen Unterricht:
 
Konzipierung von Lernsituationen mit ausgewählten Materialien und differenzierten Aufgabenstellungen
 
 
* Rhythmisierung der Unterrichtsgestaltung
 
- Ablehnung der linearen Anordnung verbindlicher gemeinsamer Lernschritte
 
- Kognitive Ziele sollen im Unterricht mit affektiven abwechseln
 
- Phasen der Anspannung sollen mit Phasen der Entspannung abwechseln
 
- Erreichung des Unterrichtsziels soll auf verschiedenen Lernwegen ermöglicht
 
   werden
 
 
* Verwendung von Classroom-Assessment-Techniken
 
Gegenbewegung zur kleinschrittigen Messung von Lernleistung
 
 Dynamische Lernfortschrittsmessung während des Unterrichts durch den Lehrer: Möglichst schon bei der Aufgabenbearbeitung durch den Schüler soll der Lehrer die Ursachen für dessen Lernproblem, Lernhemmung, Lerndefizit oder Lernversagen diagnostizieren und sofort darauf reagieren.
 
 
'''Grenzen der Umsetzung im Unterricht:'''
 
* Orientierung an detailliert beschriebenen Lernzielen gelingt vorrangig im kognitiven und instrumentellen Bereich; anders bei affektiven und sozialen Lernzielen, deren Ergebnisse nicht sicht- und messbar sind
* Widerspruch zum Ganzheitlichen
* vorgegebene Ziele « Mitentscheidung des Schülers
* Einschränkung auch durch mangelndes Interesse der Schüler, die Fülle des verpflichtenden Lernstoffes und durch fehlende Bereitschaft auf Seiten der Lehrer
 
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===3.5 Differenzierung/Individualisierung===
Lehrplanmacher
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